6 - Wer hat Angst vor der Taliban? Nieemaaand!

6 - Wer hat Angst vor der Taliban? Nieemaaand!
Die Terrorwarnungen der vergangenen Tage scheinen Besucher am Brandenburger Tor unberührt zu lassen. Dieses war in einem Video der Taliban gezeigt worden.
27.09.2009
Von Monika Konigorski und Vera Pache

[linkbox:nid=3056,2554,3062,3073,3078,3092,3085,3084,3103,3105;title=So waehlt Deutschland ]

Schönste Erinnerung an Berlin, vor einem malerischen blauen Herbsthimmel. Der vierspännige Triumphwagen auf dem Brandenburger Tor dient auch heute wieder tausenden Touristen als Hintergrund für ein Urlaubsfoto. Ein Reinhard-Mey-Double mit Gitarre und Verstärker besingt die grenzenlose Freiheit „Über den Wolken“. Obwohl keine einzige Wolke am Himmel zu sehen ist.

Am Freitag war das Brandenburger Tor in einem Video zu sehen. Nicht als Touristenattraktion oder als Kulisse für Friedens- und Freiheitslieder, sondern als mögliches Anschlagsziel. Glaubt man dem im Internet aufgetauchten Video der Taliban, drohen Deutschland Terror-Anschläge, wenn die heutige Wahl kein Signal für den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan setze.

Ein Ehepaar schaut von der Akademie der Künste einer Bank dem Treiben zu. Die Drohung habe ihre Wahlentscheidung nicht beeinflusst, sagen sie. Wenn der Reinhard Mey-Imitator eine Pause macht, hört man die südamerikanischen Klänge von Panflöten am anderen Ende des Platzes.

Mehr Polizisten, aber es merkt keiner

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Mitten drin steht ein Mann verkleidet als amerikanischer Militärpolizist. Heute sei nichts anders als sonst. „Die Leute kriegen das ja gar nicht mit. Es laufen zwar mehr Polizisten rum, aber das sehen die Touris ja nicht.“ Wenn das Wetter hält, steht er bis 20 Uhr hier. Dann sind die vorläufigen Wahlergebnisse schon bekannt. Angst hat er keine. „Wenn die das Tor schon im Video zeigen, werden die hier nichts machen.“ Außerdem glaube er ans Schicksal. „Wenn ich sterbe, sterbe ich. Ich kann mich auch an einem Hähnchenschenkel verschlucken.“ Sagt’s und steht stramm. Ein japanischer Tourist hat schon den Finger am Auslöser, um ihn vor dem Brandenburger Tor zu fotografieren.