Studie: Hetzjagd auf Inder in Mügeln wurde verharmlost

Studie: Hetzjagd auf Inder in Mügeln wurde verharmlost
Sieben Jahre nach einer Hetzjagd auf Inder in der sächsischen Kleinstadt Mügeln erhebt eine Studie schwere Vorwürfe gegen Ermittler und Politik im Freistaat.

Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, kommt die Rechtsextremismusforscherin Britta Schellenberg in ihrer Untersuchung zu dem Schluss, dass eine inzwischen unbestrittene rechtsextreme Motivation der Tat von Beginn an heruntergespielt und die Tat selbst verharmlost worden sei. Der Fall sei nie zielführend aufgeklärt und bearbeitet worden.

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Schellenberg hat den Angaben zufolge die kompletten Ermittlungsakten eingesehen und Äußerungen von Kommunal- und Landespolitikern analysiert. Ihr von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung herausgegebener Bericht soll in der kommenden Woche vorgestellt werden.

Schellenberg berichtet darin laut "Spiegel", dass bereits in ersten Berichten und Vermerken zur Tat die Inder klar als Opfer identifiziert worden seien. Als Tatverdächtige seien "aggressive, rechtsradikale und ausländerfeindliche Personen" benannt worden. Zudem habe der Bürgermeister, der eine rechtsextreme Tatmotivation vehement bestritt, an dem Tag die Polizei gewarnt, dass ein rechter Übergriff geplant sei. Erst durch das öffentliche Verharmlosen der Tat hätten sich die Ermittlungen dann verändert.

Die Hetzjagd brachte Mügeln vor sieben Jahren weltweit in die Schlagzeilen. Am 19. August 2007 waren während des einwöchigen Stadtfestes acht Inder von einer Gruppe Deutscher angegriffen und über den Marktplatz gehetzt worden. Die Inder flüchteten vor den etwa 50 ausländerfeindliche Parolen grölenden Menschen in eine Pizzeria. Bei den Auseinandersetzungen wurden 14 Menschen verletzt. Viele sächsische Politiker stellten die Tat danach als Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen dar und bestritten organisierte rechtsextreme Strukturen in der Region.