Katholiken streiten um Schwangerenkonfliktberatung

Katholiken streiten um Schwangerenkonfliktberatung
Beim Katholikentag schlägt der Streit um Abtreibung und Schwangerenkonfliktberatung hohe Wellen. Bei einem Podium bezeichnete der Osnabrücker katholische Sozialethiker Manfred Spieker das Ausstellen von Beratungsscheinen für eine mögliche Abtreibung als "Passierscheine ins Elend".

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Demgegenüber verteidigte die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) die Arbeit der Schwangerenberatung von "Donum Vitae". Der Verein "Donum Vitae" (Geschenk des Lebens) war 1999 gegründet worden, nachdem die katholische Kirche aus dem staatlichen Beratungssystem ausgestiegen war. "Donum Vitae" stellt auch Beratungsscheine aus, die für eine Abtreibung notwendig sind. Stamm stellte sich vor die Mitarbeiter von "Donum Vitae": "Ich will nicht, dass meine Kirche diese Mitglieder ausschließt, die ehrenamtlich bei Donum Vitae arbeiten." Stamm kritisierte zudem arbeitsrechtliche Konsequenzen für "Donum Vitae"-Mitarbeiter.

"Wenn ich einen Schein ausstelle, gebe ich eine Alternative zum Leben"

In Deutschland ist der Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Schwangerschaftswoche, nach einer Beratung und einer Bedenkzeit von drei Tagen straffrei. "Je besser wir das geborene Leben schützen, desto glaubwürdiger schützen wir das ungeborene Leben", sagte Stamm, die auch Vizepräsidentin des katholischen Familienbundes ist. Auch die Mitarbeiter von "Donum Vitae" träten in Verantwortung für das Leben ein.

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Die Geschäftsführerin von European Dignity Watch, Sophia Kuby, hält das deutsche Beratungskonzept für gescheitert. "Wenn ich einen Schein ausstelle, sage ich, es gibt eine Alternative zum Leben." Hingegen argumentierte der Frankfurter Moraltheologe Josef Schuster: "Das Strafgesetzbuch verhindert keine Abtreibung." Schuster sprach sich für eine Dokumentation der Pflichtberatungen aus. Damit würde den katholischen Beratern attestiert, "dass eine Beratung zum Leben stattgefunden hat". 

Bei dem Podium zum Thema "Schwangerenberatung und Schwangerschaftskonfliktberatung" nahm zum ersten Mal in der Geschichte des Katholikentags "Donum Vitae" teil. Der Verein wird von den Bischöfen nicht anerkannt. Vor dem Katholikentag hatte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer zunächst ein Veto gegen die Teilnahme des Vereins an dem Treffen eingelegt.