Bedford-Strohm: Moral darf politischen Diskurs nicht ersetzen

Bedford-Strohm: Moral darf politischen Diskurs nicht ersetzen
Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat davor gewarnt, im Streben nach einer gerechteren und ökologischen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung den politischen Diskurs durch die Moral zu ersetzen.

Die Kirchen dürften nicht "auf irgendeiner moralischen Oberebene schweben", sondern sollten den Mut haben, sich politisch zu konkreten Punkten zu äußern, sich dabei aber guten Argumenten nicht verschließen, sagte der Bischof am Sonntag bei einer Wochenendtagung im Evangelischen Bildungszentrum Bad Alexandersbad.

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Die moralische Grundorientierung müsse in aller Klarheit öffentlich deutlich gemacht werden: "Wie sie dann aber am besten umgesetzt werden kann, muss in einem ergebnisoffenen Diskurs politisch geklärt werden", betonte Bedford-Strohm. Die vor wenigen Monaten gestartete "Sozialinitiative" der evangelischen und katholischen Kirche ist nach den Worten des Landesbischofs der Versuch, "eine Diskussion zu erzeugen, die sich diesen Problemen stellt", sagte der Theologe und Sozialethiker.

Gregor Gysi, Vorsitzender der Linksfraktion im Bundestag, kritisierte einen übermächtigen Einfluss der Wirtschaft auf die Politik. "Wir haben zwar eine globale Wirtschaft, aber keine funktionierende Weltpolitik." So bestimmten international agierende Großkonzerne und Lobbyisten zunehmend politische Entscheidungen. Ein solcher Kapitalismus sei nicht zu sozialer Gerechtigkeit und zu ökologischer Nachhaltigkeit in der Lage. Deshalb sei es an der Zeit, wieder ein "Primat der Politik" herzustellen.