Mehr als 130 Tote bei Anschlägen - Minister Müller will nach Nigeria reisen

Mehr als 130 Tote bei Anschlägen - Minister Müller will nach Nigeria reisen
Bei einem neuen Terroranschlag im Nordosten Nigerias sind am Mittwoch mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen. Die Regierung kündigte an, weiterhin gegen Terrorgruppen vorzugehen. Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte eine Reise nach Nigeria an.

Mutmaßliche Mitglieder der islamistischen Gruppe Boko Haram hätten in dem Dorf Alagarno stundenlang gewütet, ohne dass jemand eingegriffen habe, berichteten Medien. Der Ort liegt nicht weit von Chibok entfernt, wo Boko Haram vor mehr als einem Monat mehr als 240 Schülerinnen entführt hat. Ihr Verbleib ist bis heute unklar.

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Erst am Dienstag waren bei zwei Bombenattentaten in der Stadt Jos mindestens 118 Besucher eines Marktes und eines Krankenhauses ums Leben gekommen. Auch diese Anschläge werden den Islamisten zugeschrieben. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) verurteilte die Gewalt. Er sprach am Mittwoch in Berlin von "Terrorakten, denen sich die Sicherheitskräfte widmen müssen".

Bei der Vorstellung des neuen Afrika-Konzepts der Bundesregierung kündigte Müller an, bald nach Nigeria reisen zu wollen. Dort wolle er über konkrete Ansätze der Zusammenarbeit sprechen. Deutschland habe ein Interesse daran, die Kontakte mit dem westafrikanischen Land auszubauen.

Zuvor hatte Nigerias Präsident Goodluck Jonathan die Anschläge von Jos als "tragischen Anschlag auf die menschliche Freiheit" bezeichnet. Seine Regierung werde ungeachtet solcher Angriffe weiterhin gegen Terrorgruppen vorgehen, betonte er. Dazu solle unter anderem eine multinationale Truppe mit Einheiten aus Nigeria, dem Tschad, Niger und Kamerun gebildet werden. Die entlegene Grenzregion gilt als Rückzugsraum von Boko Haram.

"Brot für die Welt" betet für Nigeria

Die Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union, Nkosazana Dlamini-Zuma, bekräftigte den Willen der afrikanischen Staaten, gemeinsam gegen Terrorgruppen auf dem Kontinent vorzugehen. Der Afrika-Experte Hans Spitzeck von der evangelischen Hilfsorganisation "Brot für die Welt" sprach Kirchenführern und Partnerorganisationen in Nigeria sein Mitgefühl aus. Man trauere mit den Hinterbliebenen und bete um Gottes Gnade, schrieb Spitzeck.

In Jos waren am Dienstag zwei Sprengsätze auf einem belebten Marktplatz und vor einem Krankenhaus explodiert. Unter dem Schutt zerstörter Gebäude wurden weitere Tote befürchtet. Ein Bekenntnis zu den Taten gab es zunächst nicht. Jos, das an der Grenze zwischen dem mehrheitlich muslimischen Norden und dem vorwiegend christlichen Süden Nigerias liegt, ist immer wieder Schauplatz von Gewalt.

Boko Haram versteht sich als Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der Name bedeutet "Westliche Bildung ist Sünde". Bei ihren Anschlägen sind seit 2009 Tausende Menschen ums Leben gekommen. Erklärtes Ziel von Boko Haram ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates im Norden Nigerias.