Amnesty warnt vor Spaltung Zentralafrikas

Amnesty warnt vor Spaltung Zentralafrikas
Amnesty International hat die Umsiedlung von Muslimen in der von bürgerkriegsähnlichen Kämpfen erschütterten Zentralafrikanischen Republik kritisiert.
24.04.2014
epd
Bettina Rühl

"Die internationale Gemeinschaft scheitert an ihrem Auftrag, die Muslime in der Zentralafrikanischen Republik zu schützen", sagte der Zentralafrika-Experte der Menschenrechtsorganisation Amnesty, Christian Mukosa, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

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Stattdessen seien französische und afrikanische Eingreiftruppen dazu übergegangen, die besonders gefährdeten Muslime aus der Hauptstadt Bangui und aus christlichen Landesteilen in den angeblich sicheren islamischen Norden zu bringen. "Aber wer schützt sie da?" Eine Umsiedlung sei allenfalls eine kurzfristige Lösung. "Auf Dauer führt das zur Bildung von Ghettos und zur Teilung des Landes in muslimische und christliche Gebiete", warnte Mukosa.

Die Krise in der Zentralafrikanischen Republik begann im März 2013 mit dem Putsch der überwiegend muslimischen Rebellenkoalition "Séléka" (Allianz) gegen den damaligen christlichen Präsidenten François Bozizé. Seitdem überfallen muslimische und christliche Milizionäre Zivilisten der jeweils anderen Religionsgemeinschaft.

Weil die Muslime mit einem Bevölkerungsanteil von etwa 15 Prozent in der Minderheit sind, gehören vor allem sie zu den Opfern. Wie viele Zivilisten in den vergangenen Wochen getötet wurden, wagt niemand zu schätzen. Gut 850.000 Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht, davon leben alleine 200.000 in der Hauptstadt Bangui als Vertriebene.

Statt mögliche Opfer umzusiedeln, sollte die Internationale Gemeinschaft schnellstmöglich die vorhandenen Militärmissionen verstärken und die versprochenen EU-und UN-Mission entsenden, forderte Mukosa. Zurzeit sind rund 2.000 französische und gut 5.000 afrikanische Soldaten im Land.

Die Europäische Union hat die Entsendung von 800 bis 1.000 Militärs beschlossen, die bis Ende Mai vollzählig sein sollen. Deutschland leistet dabei logistische Hilfe. Eine 12.000-köpfige UN-Blauhelmtruppe wird bis Ende September erwartet. "Das ist alles viel zu spät", kritisierte der Menschenrechtsexperte. "Wer schützt die Menschen bis dahin?"