Tuberkulose und Aids: die tödliche Allianz

Foto: epd-bild/B. Betzelt/action medeor
Tuberkulose und Aids: die tödliche Allianz
Jedes Jahr sterben mehr als 1,3 Millionen Menschen an Tuberkulose. Zwar ist die Krankheit mit Medikamenten heilbar, doch viele Patienten entwickeln Resistenzen. Für HIV-Infizierte ist TB besonders gefährlich.
24.03.2014
epd
Silvia Vogt

Auf den Pokal in ihrem Schrank ist Gesundheitsamtsleiterin Sylvia Mamkwe besonders stolz. Er kündet von ihren Erfolgen im Kampf gegen die Tuberkulose in der tansanischen Millionenmetropole Daressalam. "Wir machen klare Fortschritte bei Diagnose und Behandlung", zieht die Ärztin eine Bilanz der vergangenen Jahre. "Aber: Aids wirft uns immer wieder zurück."

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Die tödliche Allianz der beiden Krankheiten ist einer der Hauptgründe, warum weltweit noch immer jährlich fast neun Millionen Menschen an Tuberkulose erkranken und 1,3 Millionen daran sterben. Schätzungsweise 50 Prozent von Mamkwes Tuberkulose-Patienten tragen das Immunschwächevirus in sich. "Die Verbindung von TB und HIV ist ein Riesenproblem", erklärt die Amtsleiterin von Temeke, einem der drei Stadtbezirke von Daressalam.

Zwar ist die Tuberkulose in der Regel mit einer Medikamentenkombination heilbar, wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird, doch das geschwächte Immunsystem eines HIV-Infizierten kapituliert schnell vor den TB-Bakterien. Besonders spürbar ist dies in Afrika südlich der Sahara, wo mehr als zwei Drittel der weltweit 35 Millionen HIV-Infizierten leben.

Neben der Aids-Pandemie machen auch zunehmende Resistenzen gegen die gängige Antibiotika-Therapie Hoffnungen auf einen baldigen Sieg über die Tuberkulose zunichte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Fälle mit multiresistentem Erreger für das Jahr 2012 auf rund 450.000. Die Brennpunkte liegen in der früheren Sowjetunion, Indien und China, doch auch in Afrika versagen die Medikamente immer wieder. In Deutschland wurden nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 2012 bei 65 von insgesamt 4.220 Patienten multiresistente Bakterien gefunden - damit lag der Anteil etwas höher als im Durchschnitt der vorherigen Jahre.

Problematisch: Medikamenteneinnahme

Selbst wenn die Erreger noch auf die üblichen Antibiotika-Präparate anschlagen, muss die Therapie konsequent und über ein halbes Jahr hinweg erfolgen. Die Mediziner müssen dabei immer wieder harte Überzeugungsarbeit leisten und möglichst Verwandte und Bekannte der Patienten mit ins Boot holen, um die Einnahme zu kontrollieren. Denn die Gefahr ist groß, dass die Kranken ihre Tabletten zur Seite schieben, wenn es ihnen nach ein paar Wochen besser geht. Genau das leistet den gefährlichen Resistenzen Vorschub.

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"Wichtig ist die Regelmäßigkeit, das muss in jeder Lebenslage funktionieren", betont der Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe in Würzburg, Burkard Kömm. Einem Tagelöhner mit auf den Weg zu geben, sich dreimal wöchentlich zu melden, führe ins Leere. Der Mann müsste dafür auf Arbeit und Gehalt verzichten. "Also bringen unsere Gesundheitshelfer erst die Patienten zur Diagnose und dann die Tabletten zu den Patienten."

"Immer wieder einmal kommt es allerdings vor, dass in abgelegenen Regionen die TB-Medikamente ausgehen", gibt Fritz Steinhausen vom Medikamentenhilfswerk action medeor, der in Tansania den dortigen Landesableger leitet. "Und wir können dann nicht wie bei anderen Arzneimitteln die Lücke füllen, weil TB-Medikamente nur über das staatliche Programm verbreitet werden."

Millionen TB-Kranke jährlich unbehandelt

Weltweit fallen nach WHO-Schätzungen jährlich drei Millionen TB-Kranke weltweit durch das Behandlungsnetz. "Von den neun Millionen Menschen, die jährlich an TB erkranken, wird ein Drittel nicht von den Gesundheitssystemen erfasst", beklagt die Organisation. Vor allem die Ärmsten oder Angehörige von Randgruppen seien betroffen.

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Und die sind ohnehin besonders gefährdet, an Tuberkulose zu erkranken. Fast ein Drittel aller Menschen trägt den Erreger laut Experten im Körper, doch bei den meisten ist das Immunsystem stark genug, eine Erkrankung abzuwehren. Unter- oder Mangelernährung, schlechte hygienische Lebensumstände, extremer Stress wie etwa Kriege oder eine Schwächung durch Krankheiten wie Aids bieten den TB-Bakterien hingegen einen willkommenen Nährboden.