Menschenrechtskommisar: Europa verdrängt syrische Flüchtlingskrise

Menschenrechtskommisar: Europa verdrängt syrische Flüchtlingskrise
Der Menschenrechtskommissar des Europarates, Nils Muiznieks, hat an die Länder Europas appelliert, die Hilfe für syrische Flüchtlinge zu verstärken. "Das ist die größte Flüchtlingskrise seit über 20 Jahren", sagte Muiznieks am Donnerstag in Berlin. Doch Europa verdränge das Problem. Der Menschenrechtskommissar äußerte sich nach einem Besuch von Flüchtlingslagern in der Türkei, in Bulgarien und in Deutschland.

Kaum ein europäisches Land hätte sich bereiterklärt, eine größere Anzahl an syrischen Flüchtlingen aufzunehmen, beklagte Muiznieks. Deutschland sei mit seiner Ankündigung 10.000 Flüchtlinge aufzunehmen eine Ausnahme. Zudem fehle die Unterstützung für die Nachbarstaaten Syriens.

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Muiznieks hob in diesem Zusammenhang das Engagement der Türkei hervor. Dem Menschenrechtskommissar zufolge sind bereits rund eine Million Syrer in die Türkei geflohen. Mehr als 200.000 davon lebten Flüchtlingslagern, der Rest sei meist bei Verwandten untergekommen. In Menschenrechtsfragen hätte der Europarat das Land sehr oft kritisiert. Im Falle der syrischen Flüchtlinge sei die Türkei aber ein gutes Beispiel, wie den Menschen geholfen werden müsse, sagte Muiznieks.

Bestürzt reagierte der Menschenrechtskommissar auf die Situation der Flüchtlinge in Bulgarien. Hunderte Menschen seien beispielsweise in einer Turnhalle in Sofia untergebracht, berichtete Muiznieks. Allerdings sei die Regierung nicht in der Lage die Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen oder medizinische Hilfe bereitzustellen.

Angaben der Vereinten Nationen zufolge sind seit Beginn des Bürgerkriegs im März 2011 mehr als 2,3 Millionen Menschen über Syriens Grenzen in die Nachbarländer geflohen. Zudem sind mehrere Millionen Menschen innerhalb des arabischen Landes auf der Flucht.