Skurriler Streit in NRW: Linkspartei fordert Aus für Sankt Martin

Skurriler Streit in NRW: Linkspartei fordert Aus für Sankt Martin
Die Linkspartei in Nordrhein-Westfalen fordert ein Aus für die Laternenumzüge zu Sankt Martin. Aus Rücksicht gegenüber muslimischen und anderen nichtchristlichen Kindern solle die Tradition abgewandelt werden, berichtete die "Rheinische Post" in Düsseldorf über eine Forderung der Linkspartei.

Muslimen "sollte man die christliche Tradition nicht aufdrängen", erklärte der Linke-Landesvorsitzende Rüdiger Sagel. Statt Sankt Martin könnten Kindergärten ein "Sonne-Mond-und-Sterne-Fest" feiern. Der Zentralrat der Muslime selbst sieht offenbar keine Notwendigkeit zur Umbenennung.

Andere Parteien und die großen Kirchen kritisierten den Vorstoß der Linken. Er laufe deren Intention zuwider, muslimischen Kindern und ihren Eltern entgegenkommen zu wollen, sagte Oberkirchenrat Klaus Eberl von der Evangelischen Kirche im Rheinland am Dienstag dem epd. Muslimische Eltern bevorzugten oftmals Einrichtungen mit kirchlicher Ausrichtung, "da sie gerade wünschen, dass ihren Kindern religiöse Traditionen vermittelt werden und sie so eine eigene religiöse Identität entwickeln können".

###mehr-links### Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman A. Mazyek, sagte der "Welt", dass Sankt Martin ein katholischer Heiliger sei, stelle für Muslime keinen Grund dar, nicht beim Laternenumzug mitzumachen. "Das Leben von St. Martin ist doch geradezu vorbildlich, auch für Muslime."

Leicht verständliche Symbole seien erforderlich und hilfreich, um religiöse und gesellschaftliche Werte wie das Teilen mit Ärmeren in der Erziehung zu verankern, betonte der Bildungsexperte der rheinischen Kirche, Eberl. Er verwies auf die Bildungsgrundsätze Nordrhein-Westfalens, wonach Kinder unterschiedliche Formen von Glauben erfahren und Feste des eigenen und der anderen Kulturkreise erfahren sollen.

Sankt Martin bringt den Gedanken des Teilens nah

Ähnlich argumentierte auch das Erzbistum Köln. Ein Name wie "Sonne-Mond-und-Sterne-Fest" sei nur vermeintlich verbindend und "komplett inhaltsleer", sagte eine Sprecherin. Zwar sei der interreligiöse Dialog für die katholische Kirche ein wichtiges Ziel, doch es helfe nicht, den eigenen Glauben zu verleugnen. Die Figur des Heiligen Martin könne auch muslimischen Kindern den Gedanken des Teilens nahebringen.

Der kulturpolitische Sprecher der Landes-CDU, Thomas Sternberg, sprach in "Rheinischen Post" von einer "Schnapsidee". Ein solcher Vorstoß habe nichts mit politischer Korrektheit, sondern schlichtweg mit Kultur- und Geschichtsvergessenheit zu tun, sagte er. Die Piratenpartei erklärte eine Verbannung des Heiligen für übertrieben. Kindergärten sollten aber darauf achten, dass auch muslimische Feste stärker in die Betreuung integriert würden.

Martin, frühchristlicher Bischof von Tours, ist einer der bekanntesten katholischen Heiligen und wird auch von orthodoxen und evangelischen Christen geehrt. Der Legende nach teilte er seinen Mantel mit einem Schwert, um eine Hälfte einem unbekleideten Bettler zu geben.