"Schande", "Mörder": Politikerschelte auf Lampedusa

Foto: dpa/Franco Lannino
Jose Manuel Barroso, Präsident der Europäischen Kommission, am 09. Oktober 2013 in Lampedusa.
"Schande", "Mörder": Politikerschelte auf Lampedusa
Die Einwohner von Lampedusa haben EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström und den italienischen Ministerpräsidenten Enrico Letta bei ihrem Besuch auf der Insel mit heftigen Protesten empfangen. Beim Untergang eines Flüchtlingsschiffs vor der Insel waren am Wochenende fast 300 Menschen gestorben.

 "Schande" und "Mörder" rief eine am  Flughafen versammelte aufgebrachte Menge ihnen am Mittwoch bei der Ankunft italienischen Medienberichten zufolge zu. Nach den Protesten wurde kurzfristig ein Besuch im Flüchtlingslager der Insel in das Programm der eintägigen Visite aufgenommen. Dort teilen sich derzeit rund 800 Menschen 250 Plätze.

###mehr-artikel###Ministerpräsident Letta kniete vor den rund 200 in einem Hangar am Flughafen aufgebarten Toten schweigend zu einer Gedenkminute nieder, bevor er mit Barroso und Malmström Blumen auf einige der Särge legte. Barroso erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, er sei auf Lampedusa, "um die Opfer zu würdigen und mit konkreten Aktionen  Solidarität zu zeigen".

Taucher bargen unterdessen sieben weitere Leichen aus dem am vergangenen Donnerstag vor Lampedusa gekenterten Flüchtlingsschiff. Damit stieg die Zahl der Opfer auf 296. Weitere 69 werden noch vermisst.

Staatspräsident verlangt internationale Hilfe

Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano bekräftigte anlässlich der Visite der EU-Delegation auf Lampedusa die Forderung nach internationalen Hilfen zur Bewältigung des Flüchtlingsstroms. Das Schiffsunglück sei eine "europäische Tragödie", daher müsse die EU gemeinsame Antworten auf  derartige Notfälle finden.