Uschi Glas: "Ein Schisser bin ich nicht"

Foto: ARD Degeto/Hans Seidenabel
Uschi Glas: "Ein Schisser bin ich nicht"
In der Komödie "Familie inklusive" (Freitag, 7.6., 20.15 Uhr, ARD) spielt Uschi Glas die erfolgreiche Galeristin Katharina, die zu ihrem Lebensgefährten Peter (Michael König) aufs Land zieht – dort wird sie prompt zur Ersatzoma für Peters drei Enkel, mit denen sie sich erst zusammenraufen muss.

Uschi Glas kam 1944 in Landau an der Isar zur Welt. Sie arbeitete zunächst als Sekretärin, ehe sie 1965 für die Leinwand entdeckt wurde und in einem Edgar-Wallace-Film ihr Debüt gab. 1968 wurde die Schauspielerin mit einer freizügigen Rolle in der Kinokomödie "Zur Sache, Schätzchen" berühmt, es folgten unzählige Filme und Serien wie "Zwei Münchner in Hamburg". Uschi Glas hat drei Kinder und lebt mit ihrem zweiten Ehemann in München.

Frau Glas, in der Komödie "Familie inklusive" spielen Sie eine Oma wider Willen. Sie selbst sind ja noch keine Großmutter...

Uschi Glas: Ehrlich gesagt sehe ich bei dem Wort Großmutter immer eine Frau mit Gehstock vor mir und denke: Um Gottes Willen, soweit bin ich noch nicht. Irgendwann wird das mit den Enkeln sicherlich kommen, aber ich habe es da nicht eilig.

Wie finden Sie es, dass Sie als früheres "Schätzchen der Nation" inzwischen im Alter für Omarollen sind?

Glas: Das ist einfach der Lauf der Dinge. Ich kann heute selbstverständlich keine 28-Jährige mehr spielen, also spiele ich Frauen aus meiner Altersgruppe, damit habe ich kein Problem.

Sie hadern gar nicht mit dem Älterwerden?

Glas: Nein, das wäre ja auch verlorene Zeit. Ich finde es sogar ziemlich undankbar, wenn jemand jammert, dass er wieder ein Jahr älter geworden ist. Solange man gesund älter werden darf, ist das doch ein Geschenk. Man muss das Älterwerden als ein Vorwärtsgehen begreifen und positiv sehen. Es gab ja auch noch nie eine so junge ältere Generation wie jetzt, so viele gesunde, fitte Seniorinnen und Senioren. Das weiß ich auch durch meinen Verein "BrotZeit"...

"Man muss den Tag positiv anfangen, wahrnehmen, dass man lebt, darf nicht dahindümpeln."

In dem Verein organisieren ältere Leute ehrenamtlich die Schulspeisung an Grundschulen und betreuen die Kinder.

Glas: Wir haben inzwischen weit über 100 Schulen mit rund 4500 Kindern zum täglichen Frühstück, und etwa 550 ältere Menschen engagieren sich bei uns. Einige bauen morgens das Frühstücksbuffet auf, sind Oma-Ersatz für die Schüler, andere fördern die Kinder – sie lesen ihnen vor, geben ihnen Mathenachhilfe oder Ähnliches. Wenn ich die Senioren zum gemeinsamen Dankeschön-Essen treffe, höre ich immer wieder, wie selig sie sind, dass sie gebraucht werden.

Sehen Sie auch Ihre Filme als eine Gelegenheit, gleichaltrigen Frauen vorzuleben, dass man im Rentenalter nicht zum alten Eisen gehören muss?

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Glas: Natürlich! Wichtig ist, dass man sich fit hält und sich gesund ernährt. Jeder Mensch hat eine Verantwortung für sich, gerade wenn er Kinder hat, und man darf auf keinen Fall sagen: In meinem Alter ist eh schon alles wurst. Es ist nie wurst. Man muss den Tag positiv anfangen, wahrnehmen, dass man lebt, darf nicht dahindümpeln.

Das klingt so, als würde Sie der Gedanke, irgendwann in den Ruhestand zu gehen, nicht ernsthaft beschäftigen...

Glas: An Ruhestand denke ich nicht. Gott sei Dank habe ich einen Beruf, in dem es das Wort gar nicht gibt, weil man ihn in jedem Alter ausüben kann. Wenn es Leute aus meiner Generation nicht gäbe, müsste man junge Schauspieler auf alt schminken, das wäre ja auch blöd. Und es ist für mich richtig aufregend, jeden Tag voller Pläne aufzuwachen, etwas zu gestalten, vielleicht auch der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Zum Glück gehe ich meinem Mann, der das genauso sieht, damit nicht auf die Nerven.

"Der Benjamin ist durch eine harte Zeit gegangen, sicherlich auch nicht unverschuldet. Aber er hat sich total gefangen."

Würden Sie sich nicht wünschen, dass in Ihren Filmen mehr von Ihren ernsthaften Anliegen transportiert wird?

Glas: Es ist schwierig, solche Sachen wie mit dem Verein "BrotZeit" in ein Drehbuch einzubringen, da gibt es wahnsinnig viele Hintergrundinformationen, also das würde ich ungern für mich in Anspruch nehmen. Aber natürlich habe ich jederzeit Lust, auch mal schwerere Themen aufzugreifen. Den Film "Familie inklusive" habe ich sehr gerne gedreht, weil ich lange keine Komödie mehr gemacht hatte, aber ich bin auch für andere Stoffe offen. Ich trau mich eigentlich an alles dran – ein Schisser bin ich bestimmt nicht.

Aber meistens spielen Sie in Familienfilmen mit, in denen am Ende alles gut wird. In Ihrer eigenen Familie sah es zuletzt nicht immer rosig aus, Ihr Sohn Ben saß im Gefängnis...

###mehr-artikel### Glas: Darauf werde ich natürlich oft angesprochen. Aber ich sag mal so: Der Benjamin ist durch eine harte Zeit gegangen, sicherlich auch nicht unverschuldet. Aber er hat sich total gefangen, er hat seinen Beruf, er hat Spaß an seiner Arbeit und macht das sehr gut. Deshalb sind das für mich alte Kamellen, diese ganzen Fragen, ob er jetzt ein Sorgenkind ist. Er ist durch diese Gasse gegangen, hat für das gerade gestanden, was er gemacht hat. Jetzt freue ich mich für ihn, dass es so gut läuft.

Die Frau, die Sie in der Komödie spielen, muss sich urplötzlich um die Enkel ihres Partners kümmern, eigentlich hat sie mit Familie aber nichts am Hut. Ganz schön weit weg von Ihnen, oder?

Glas: Ja klar! Diese Katharina war nie verheiratet, hat keine Kinder – für die ist das Wahnsinn, dass sie sich plötzlich um drei fremde Enkel kümmern muss. Wenn man Kinder hat, weiß man ja, dass das eigene Ich zwangsläufig in den Hintergrund rückt, das Leben sich schlagartig ändert und du nicht mehr all das tun kannst, was du tun möchtest.

"Ich habe als Mutter viel mitgemacht, wo ich gedacht habe: Oh nein! Aber gerade das war für die Kinder wahnsinnig lustig."

Welche Rolle spielt das Familienleben bei Ihnen? Scharen Sie sonntags alle Ihre Lieben am Esstisch um sich?

Glas: Als meine Kinder klein waren, war gerade die Kommunikation am Esstisch sehr wichtig, das gemeinsame Essen, das miteinander plaudern. Jetzt sind sie natürlich erwachsen, und ich freue mich, wenn sie nach Hause kommen, wenn sie frei haben. Früher fand ich auch gemeinsame Unternehmungen ganz wertvoll für die Familie – im Film gehen Katharina und die Kinder zum Beispiel in einen Klettergarten, da muss man dann einfach durch. Ich habe als Mutter wahnsinnig viel mitgemacht, wo ich gedacht habe: Oh nein! Aber gerade das war für die Kinder natürlich wahnsinnig lustig.

Was denn zum Beispiel?

Glas: Spontan fällt mir die "Wilde Maus" auf dem Oktoberfest ein. Das ist ein Fahrgeschäft, wo man mit hoher Geschwindigkeit hoch fährt, und dann geht es sturzartig im rechten Winkel nach unten. Die Kinder hatten immer einen Riesenspaß, wenn ihre Mama so cool war und das mitgemacht hat.

Haben Sie auch den Kletterparcours in dem Film selber gemeistert oder wurden Sie da gedoubelt?

Glas: Diese Szenen habe ich selber gemacht, ich wollte einfach mal sehen, wie das ist. Ich war da natürlich sorgfältig gesichert, aber ich muss sagen: Es war durchaus auch eine Mutprobe für mich.