Filmkritik der Woche: "Iron Man 3"

Foto: epd/Concorde
Der Mann mit dem Anzug: Robert Downey Jr. als Tony Stark.
Filmkritik der Woche: "Iron Man 3"
Nicht ohne meinen Anzug: In "Iron Man 3" feiert der Superheld eine gelungene Wiederauferstehung.
01.05.2013
epd
Rudolf Worschech

Tony Stark ist ziemlich am Ende in diesem Film. Der Konzernboss, der gerne in seinen metallenen hochtechnischen Anzug schlüpft, um als "Iron Man" die Welt zu retten, leidet nach seinem letzten Abenteuer in New York (in "Marvel's The Avengers") unter Panikattacken und Albträumen. Nun hat ihm auch noch der international operierende Terrorist Mandarin, so nimmt er jedenfalls an, sein Heim und damit auch sein Anzug-Laboratorium zerstört, und Stark irrt, ganz auf sich allein gestellt, durch die Provinz.

Der malträtierte und auf sich selbst zurückgeworfene Held: das ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Superhelden-Filme geworden. Sam Raimi hat das im dritten Teil der Spider-Man-Serie mit einem fast impotenten Spinnenmann vorexerziert und Christopher Nolan in "The Dark Knight Rises" mit einem (fast) auf die Seite des Bösen wechselnden Fledermausmann auf die Spitze getrieben. Doch so weit geht Regisseur Shane Black im dritten Teil von "Iron Man" nicht. Er kehrt vielmehr zu den Wurzeln zurück und versucht der Figur wieder jenen Charme zu verleihen, den sie im ersten Teil hatte und im zweiten aushauchen musste.

Nicht jedem Zuschauer gelingt der Einstieg in das Universum der Marvel-Comics und -Filme. Man kann es auch albern finden, wenn da ein Held in einer amerikanischen Flagge als enganliegendem Ganzkörperanzug herumläuft (Captain America), ein anderer, aus der Welt der Götter herabgestiegen, mit einem Wunderhammer herumfuchtelt (Thor) und ein dritter sich, wenn er in Rage kommt, in ein farbiges Monster verwandelt (Hulk). In dieser Superhelden-Equipe war Tony Stark, der Mann mit dem Anzug, immer schon der sympathischste (übrigens im Unterschied zu den Comics) und derjenige, der am meisten Erdung besaß. Und sein Darsteller, Robert Downey Jr., der nuancierteste unter allen Superhelden-Verkörperern.

Und diese Aura baut Regisseur Shane Black aus. Er hat als Drehbuchautor die "Lethal Weapon"-Serie in den Achtzigern kreiert und bewiesen, dass ein guter Actionfilm zu seinem Funktionieren auch schon mal den einen oder anderen vielleicht nicht ganz so intelligenten, dafür aber witzigen Dialog braucht. In "Iron Man 3" lässt er sich Zeit. Es dauert lange, bis es kracht. Stark darf zu Beginn seinem Fetischismus für gut sitzende, gut ausgerüstete und gut fernsteuerbare metallische Anzüge frönen. Und mit seiner ehemaligen Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) teilt Stark mittlerweile das Schlafgemach und pflegt ein Verhältnis, das an Holywood-Beziehungskomödien erinnert.

Ein altkluger Junge als einzige Hilfe

Das alles ist zuende, als die Bösen sein Anwesen angreifen und es ihn in die Provinz verschlägt, wo ihm als einzige Hilfe ein altkluger Junge zur Seite steht - diese Konstellation hat schon in einem anderen Actionfilm, dem zweiten "Terminator", gut funktioniert. Stark jedenfalls muss erkennen, dass es seinen Gegnern gelungen ist, eine ziemlich unbesiegbare Spezies Mensch herzustellen. Stark, der seine Waffen jetzt mit Mitteln aus dem Supermarkt herstellen muss, schlägt sich zum Anwesen des Mandarin durch - und muss erkennen, dass hinter ihm eigentlich ein ganz anderer steckt.

Die Besetzung dieses Mandarin mit dem Charakterdarsteller Ben Kingsley ist ein großer Coup - und seine Demaskierung, eine der vielen überraschenden Wendungen des Films, ein lustiges Spiel mit Verschwörungstheorien. Und auch wenn der Film in einer lauten Zerstörungsorgie endet: seinen lakonischen Humor und seinen Charme verliert "Iron Man 3" nie.

Regie: Shane Black. Buch: Drew Pearce, Shane Black. Mit: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Guy Pearce, Ben Kingsley, Don Cheadle. L: 130 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.