Filmkritik der Woche: "Dead Man Down"

Foto: epd-bild / Wild Bunch Germany/John Baer
Filmkritik der Woche: "Dead Man Down"
Gangster mit Stimmungsschwankungen: Mit der Verfilmung des Schwedenthrillers "Verblendung" ist Niels Arden Oplev international bekannt geworden. Der Krimi "Dead Man Down" ist sein Hollywooddebüt: eine düstere Rachegeschichte mit Colin Farrell und Noomi Rapace.
03.04.2013
epd
Katharina Grimnitz

Niels Arden Oplev, der dänische Regisseur der erfolgreichen schwedischen Bestsellerverfilmung "Verblendung", wagt sich in seinem US-Debüt wieder an eine höchst verzwickte Story. Und auf dem Papier hat sich die Verschränkung eines Thrillers und einer Romanze, in der überdies beide Partner Rachepläne hegen, wahrscheinlich spannend gelesen.

Im Zentrum steht der finstere Victor (Colin Farrell), der zu den Handlangern des Gangsterbosses Alphonse (Terrence Howard) gehört. Alphonse wird seit drei Monaten von einem Unbekannten attackiert, der Drohbriefe schickt, seine Leute umlegt und den Leichen rätselhafte Fotoschnipsel in die kalten Finger drückt. Das führt zu einem Überfall auf Alphonses Konkurrenten, der hinter den Angriffen zu stecken scheint.

Nach 20 blutigen Filmminuten erfolgt eine überraschende Wende ins Private. Victor wird von seiner Nachbarin zu einem Date eingeladen. Béatrice (Noomi Rapace) ist durch die Narben eines Unfalls entstellt und wirkt gehemmt. Doch plötzlich enthüllt sie ihm ihr eigentliches Begehr: Sie will, dass er den Unfallverursacher tötet. Als Hebel der Erpressung dient ein heimlich aufgenommenes Video, in dem Victor in seiner Wohnung einen Mann tötet. Denn auch Victor spielt ein doppeltes Spiel und hat eine heimliche Agenda, die seit zwei Jahren sein Leben vollkommen beherrscht.

Auf dem in einem tristen städtischen Umfeld spielenden Krimi steht dick "Film noir mit europäischem Kunstfilm-Flair" gedruckt. Atmosphärisch wird dieses Versprechen teilweise eingelöst; die Szenen vorsichtiger Annäherung zwischen Victor und Béatrice - Rapace gibt mit tiefen Blicken abwechselnd armes Hascherl und Furie - oder die Begegnungen Victors mit Alphonse setzen intensive Duftmarken. Es ist auch nicht die Schuld von Colin Farrell, der zwischen Melancholie und Rambo schwankt, dass einem dieser Film bald auf die Nerven zu gehen droht.

Tief empfunden, doch handwerklich mangelhaft

Es ist vielmehr die Mischung aus einer außergewöhnlich verworrenen Handlung und dem spürbaren Anspruch dahinter, der Abgrund zwischen tief empfunden und handwerklich mangelhaft. Oplev kann weder das Verstreichen der Zeit noch die Orte anschaulich machen. Victors Katz- und Mausspiel mit zwei Gangs, die er aufeinanderhetzen will, ist von vornherein von extremer Unlogik gekennzeichnet. Und eine entscheidende Szene wird mittendrin abgebrochen und wirkt fast so, als ob zwei Filmrollen vertauscht worden wären.

Im ständigen Wechsel der Gangarten, zwischen besinnlichen Momenten und Action, liefert der zweistündige Film auch gekonnt choreographierte "Thrills" in der Art eines Sylvester-Stallone-Spektakels. Doch der Weg dorthin ist so holprig, dass kaum Spannung aufkommt. Im Gegensatz zu dem zweiten dänischen Newcomer in Hollywood, Nicolas Winding Refn, der mit seinem stylishen Thriller "Drive" gut angekommen ist, wirkt Oplevs Einstandsfilm trotz Starbesetzung doch eher blass.

USA 2013. Regie: Niels Arden Oplev. Buch: J.H. Wyman. Mit: Colin Farrell, Noomi Rapace, Terrence Howard, Dominic Cooper, Isabelle Huppert, F.Murray Abraham, Armand Assante. Länge: 110 Minuten. FSK: ab 16 Jahre.