Bestürzung über Tod eines vergewaltigten Mädchens in Südafrika

Bestürzung über Tod eines vergewaltigten Mädchens in Südafrika
Der Tod eines vergewaltigten Mädchens hat in Südafrika Bestürzung und eine heftige Debatte über sexuelle Gewalt ausgelöst. Am Donnerstag wurde bekannt, dass eine 17-Jährige am Sonntag an schweren Verletzungen infolge einer Vergewaltigung durch mehrere junge Männer gestorben war. Die Täter hatten ihrem Opfer den Bauch aufgeschlitzt, wie südafrikanische Medien berichteten. Das Verbrechen wurde in Bredasdorp verübt, 130 Kilometer von Kapstadt entfernt.

Es mehren sich Befürchtungen, dass Sexualverbrechen als Bagatelle und Alltag betrachtet werden könnten. Die Kapstädter Psychologin Ilse Ahrend forderte im Radiosender 702 einen "gesellschaftlichen Aufschrei". Moderatorin Redi Tlhapi schloss sich an: Südafrika sei zwar nicht das einzige Land, in dem es infolge von Sexismus, patriarchalen Strukturen und Armut zu extremen Gewaltverbrechen komme. Aber Südafrika sei "wohl das einzige Land, das bei Vergewaltigungen wegschaut", kritisierte sie.

Sicherheitskräfte hatten das Mädchen schwer verletzt am Samstagmorgen gefunden. Sie starb im Krankenhaus, nachdem sie den Namen eines der Täter genannt hatte. Der 22-jährige Verdächtige wurde unterdessen festgenommen. Ihm werden Vergewaltigung und Mord vorgeworfen. Die Polizei fahndet nach weiteren Tätern.

Ein "gesellschaftliches Problem"

Die Frauenliga des regierenden Afrikanischen Nationalkongresses verurteilte die Tat als "widerlich" und "verachtungswürdig". Sprecherin Troy Martens klagte, es handele sich um ein "gesellschaftliches Problem". Gewalt gegen Frauen sei verbreitet und werde weitgehend akzeptiert.

Südafrika hat nach Behördenangaben eine der höchsten Vergewaltigungsraten der Welt.  Bei der Polizei wurden im vergangenen Jahr fast 65.000 Sexualverbrechen angezeigt. Frauenrechtlerinnen vermuten aber eine höhere Dunkelziffer. Jüngsten Erhebungen zufolge wird in Südafrika alle 17 Sekunden eine Frau vergewaltigt.

Forderung nach Massendemonstrationen

Patrick Craven, Sprecher des Gewerkschaftsdachverbands COSATU, forderte Massendemonstrationen "ähnlich wie in Indien", wo die tödliche Vergewaltigung einer 23-jährigen in einem Bus durch sechs Männer wochenlang für Unruhen gesorgt hatte.

Die Medizinerin Rachel Jewkes, sagte, hauptverantwortlich für die Missstände seien das Fehlen intakter Familienstrukturen. Zu Apartheidzeiten seien Familien systematisch zerstört worden, da Väter als Wanderarbeiter in Bergbau und Industrie gehen mussten.

###mehr-artikel###

Jewkes kritisierte auch die mangelnde Strafverfolgung für Sexualverbrechen: "Die Polizei versagt." Sie tue nicht genug, um Täter strafrechtlich zu verfolgen und Opfer zu schützen. "Viele Polizisten halten Vergewaltigungsopfer für mitschuldig", sagt Gareth Newham vom Institut für Sicherheitsstudien in Pretoria. Opfer würden oft beschuldigt, aufreizende, provokative Kleidung getragen und sich nachts in dunklen Ecken aufgehalten zu haben.