Personalordinariat für Lutheraner wäre "falsches Signal"

Personalordinariat für Lutheraner wäre "falsches Signal"
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist besorgt über vatikanische Überlegungen, ein Personalordinariat für Lutheraner in der römisch-katholischen Kirche zu schaffen.
26.01.2013
epd-Gespräch: Thomas Schiller und Rainer Clos

Ein solcher Schritt würde die Ökumene belasten und das Gespräch über Fragen des Kirchenverständnisses erschweren, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich hatte gehofft, dass wir im ökumenischen Gespräch über dieses Stadium längst hinausgekommen sind", ergänzte Schneider.

Die Errichtung eines "Personalordinariats für Lutheraner" durch Rom wäre ein "falsches Signal" an die lutherischen und andere protestantischen Kirchen, gab der EKD-Repräsentant zu bedenken: "Denn alle sind im Moment sehr darauf bedacht, das Reformationsjubiläum 2017 im Geiste ökumenischer Verständigung und Zusammenarbeit zu feiern", argumentierte der Theologe.

England und Wales, Australien und die USA

Zugleich warnte Schneider davor, diese Überlegungen für eine "Rückkehrökumene" überzubewerten. Jeder habe das Recht, die Konfession zu wechseln. Es sei allerdings nicht zu erkennen, dass es eine nennenswert große Zahl lutherischer Christen gebe, die sich ein vatikanisches Personalordinariat ersehnten. "In Deutschland spielt das meines Erachtens keine Rolle", ergänzte der Ratsvorsitzende. Schneider stellte allerdings klar, dass lutherische Pfarrer, die Gespräche in diese Richtung führen, sich nach ihrem Ordinationsversprechen fragen lassen müssten.

Zuvor hatte für den Lutherischen Weltbund dessen Generalsekretär Martin Junge die römische Initiative kritisiert. Die mögliche Schaffung einer "besonderen Struktur" in der römisch-katholischen Kirche für Lutheraner werde mit großer Sorge gesehen.

Vor zwei Wochen hatte Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation, gesagt, im Vatikan gebe es Erwägungen über ein lutherisches Ordinariat in der römisch-katholischen Kirche. Anfang 2011 hatte der Vatikan ein Ordinariat für übertrittswillige Anglikaner eingerichtet, die mit dem Kurs der Anglikanischen Kirche unzufrieden sind. Bislang wurden derartige Personalordinariate, die innerhalb der römisch-katholischen Kirche rechtlich selbstständig sind und eigene Gemeinden und Verwaltungsstrukturen aufweisen, für England und Wales, Australien und die USA geschaffen.