UNICEF: Internationaler Kinderhandel nimmt zu

UNICEF: Internationaler Kinderhandel nimmt zu
Der moderne Sklavenhandel mit Kindern und Jugendlichen nimmt nach Einschätzungen von Kinderrechtsorganisationen weltweit immer mehr zu. Nach Informationen von UNICEF und der Kinderschutzorgansiation ECPAT sind heute 27 Prozent der entdeckten Opfer von Menschenhandel Kinder und Jugendliche. Zwei Drittel davon sind Mädchen, wie Anne Lütkes von UNICEF Deutschland am Donnerstag in Berlin sagte. Die EU geht von einem weltweiten Umsatz beim Kinderhandel von 25 Milliarden Euro aus.

In Europa werden vor allem Kinder und Jugendliche aus südosteuropäischen Ländern wie Rumänien oder Bulgarien Opfer von Kinderhandel. Sie würden im Westen zur Prostitution gezwungen, brutal ausgebeutet und seien Gewalt ausgeliefert, sagte Lütkes.

###mehr-galerien###Nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) wurden 2011 in Deutschland insgesamt 482 Verfahren wegen Kinderhandel zur sexuellen Ausbeutung abgeschlossen. Die Mehrzahl der 640 Opfer war unter 21 Jahre alt, zwölf Prozent waren zwischen 14 und 17 Jahre alt, 13 Opfer waren jünger als 14 Jahre, wie BKA-Präsident Jörg Ziercke erläuterte. "Wir gehen aber von einem noch viel größeren Dunkelfeld aus", fügte er hinzu.

90 Prozent der Opfer kamen den Angaben zufolge aus dem europäischen Raum, davon 61 Prozent aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien und Bulgarien. Von den ermittelten Tätern waren 30 Prozent Deutsche, gefolgt von Rumänen, Bulgaren und Türken. Die Ermittlungen gegen Kinderhandel seien sehr personal- und zeitintensiv, sagte der BKA-Präsident. Zentrales Element der Beweisführung sei dabei die Aussage der Opfer. "Ohne deren Aussage gibt es keine Verurteilung."

###mehr-artikel###Vielen Opfern drohe nach den Prozessen die Abschiebung in ihre Heimatländer, wo der Kreislauf aus Abhängigkeit und Prostitution häufig erneut beginne. Hier sei der Gesetzgeber gefragt, sagte ECPAT-Geschäftsführerin Mechtild (rpt. Mechtild) Maurer. Opfer dürften nicht nur dann nur vor Abschiebung geschützt werden, solange sie als Zeugen gebraucht werden. Viele der Kinder und Jugendlichen hätten in ihrer Heimat gar keine Familie, weil die Eltern in anderen Ländern arbeiten, oder lebten in ärmlichsten Verhältnissen. In Rumänien hätten zudem tausende Kinder keine Geburtsurkunde und seien damit behördlich nirgendwo registriert.