Von blond zu braun: Mit neuer Haarfarbe zum Erfolg

Foto: photocase/kartoffeldruck
Auf ihre Haarfarbe reduziert zu werden hatte Sarah Müller satt - und färbte die blonde Haarpracht schokobraun.
Von blond zu braun: Mit neuer Haarfarbe zum Erfolg
"Endlich nahmen mich alle ernst!" - Sarah Müller kommt mit dunklen Haaren besser klar
Sie war die Süße mit den langen, blonden Haaren. Um endlich im Büro ernst genommen zu werden, färbte Sarah Müller ihre Haare schokobraun. Mit Erfolg.
30.08.2012
Sarah Müller

Im Augenwinkel verfolge ich, wie die Schere langsam an meinem Gesicht vorbeigleitet. Lange, blonde Strähnen landen auf meinem Schoß. Im Spiegel vor mir beobachte ich, wie der Friseur meine Haare immer kürzer werden lässt. Zuerst die Seitenpartie, dann den Pony. Zum Schluss noch eine andere Farbe: Von blond zu schokobraun.

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Nicht etwa das Ende einer Beziehung hat mich in den Friseursessel gebracht, sondern der neue Job: als Journalistin in einer Radio- und Fernseh-Redaktion. Dort hatte ich von Anfang an das Gefühl, nicht richtig ernst genommen zu werden. Ich spürte oft, wie ich von Kollegen und Vorgesetzten belächelt wurde. Einige taten es hinter meinem Rücken, andere machten es ganz offen.

Zugegeben, ich sehe jünger aus, als ich tatsächlich bin. Die meisten Kollegen hielten mich am Anfang für eine Schülerpraktikantin aus der neunten Klasse. Meine Anwesenheit schien bei einigen sogar väterlicher Gefühle auszulösen. Ein Vorgesetzter begann eine Kritik an mich einmal mit den ermahnenden Worten: "Fräulein, so geht das aber nicht."

Sarah Müller vor und nach ihrem Selbstversuch. Foto: privat

Die anderen Frauen in der Redaktion waren eher burschikose Typen. Mit einer von ihnen sprach ich über mein Problem. Gerade als Frau könne man sich in dieser Branche nur mit einer großen Portion Fachwissen Respekt verschaffen, sagte sie. Wimpernklimpern und nett lächeln, das sei eher hinderlich. Sie verriet mir, dass sie ihren Job wie eine Theaterrolle betrachte. Morgens, bevor sie ins Büro fährt, blicke sie in den Spiegel, atme ein paar Mal tief durch und nehme sich vor, möglichst selbstbewusst aufzutreten.

Nach diesem Gespräch und einigen geschmacklosen Witzen über Blondinen ("Warum freut sich eine Blondine so, wenn sie ein Puzzle nach 6 Monaten fertig hat? Weil auf der Packung steht: von 2-4 Jahren!") war endgültig Schluss. Noch am Abend entschied ich mich, zum Friseur zu gehen und meine eigene Rolle zu finden. Ich suchte mir einen dieser Discount-Friseure aus: Schneiden und Färben für 50 Euro.

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Am nächsten Morgen, bevor ich das Büro betrat, atmete ich tief durch und nahm die Schultern zurück. Und dann ab in die Konferenz! Ob es nun an meiner Frisur lag, an meiner Einstellung oder an der Kombination aus beidem weiß ich nicht, aber die anderen sahen mich nicht mehr an wie ein kleines Mädchen, mit dem man Mitleid haben muss. Ein Kollege versuchte es sogar mit einem versteckten Kompliment. "Die Haare lassen dich nicht mehr so jugendlich aussehen", sagte er. Ich lächelte und versuchte tapfer, seinem Blick standzuhalten. "Mit Komplimenten kennst du dich wohl nicht so gut aus", erwiderte ich, "Aber das ist nicht so schlimm. Alles kann man lernen." Wieder lachten alle über das, was ich gesagt hatte. Doch diesmal fühlte es sich anders an.