Youtuber kritisiert Arbeitsbedingungen im Potsdamer Oberlinhaus

Youtuber Udo Sist vor dem Oberlinhaus in Potsdam
© Sandra Wenzel
Youtuber Udo Sist hat nach der Gewalttat im Potsdamer Oberlinhaus, in dem er selbst Patient ist, die Arbeitsbedingungen kritisiert.
Youtuber kritisiert Arbeitsbedingungen im Potsdamer Oberlinhaus
Der Potsdamer Youtuber Udo Sist hat nach der Gewalttat im Oberlinhaus mit vier Todesopfern die Arbeitsbedingungen in der Pflegeeinrichtung, in der er selbst Patient ist, kritisiert. "Es wird zu wenig über unsere Lebensbedingungen gesprochen", sagt der 33-Jährige.

Die Mitarbeiter in dem Behinderten-Wohnheim machten einen anspruchsvollen Job, sagte Sist dem Berliner "Tagesspiegel". Dennoch habe er den Eindruck, "dass die Rahmenbedingungen die Mitarbeiter sehr unter Druck setzen". Udo Sist ist gelernter Kaufmann im Gesundheitswesen und Patient im Oberlinhaus. Seit 2015 führt der 33-Jährige auf dem Youtube-Kanal "Normalo TV" Interviews mit Menschen mit Behinderungen. Zudem ist er Projektmitarbeiter in einem Sozialverband in Potsdam.

Mehr als Überforderung

Es ist ja auch nicht die erste Tragödie in so einer Einrichtung", betonte Sist. Alleine mit Überforderung sei die Gewalttat nicht zu erklären: "Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen müssen aus meiner Sicht viel besser durch ein gesundheitsbetriebliches Management begleitet werden." Nötig sei zudem ein Ende der Ökonomisierung in diesem System. Man müsste "zum Beispiel verbieten, dass Pflegeeinrichtungen Aktiengesellschaften werden, die Dividenden an Aktionäre ausschütten", so Sist.

Der Youtuber kritisierte auch die Medienberichterstattung über die Gewalttat im Oberlinhaus. So kämen Menschen mit Behinderung in den Medien kaum vor. "Es wird generell zu wenig über uns und unsere Lebensbedingungen gesprochen", sagte der 33-Jährige.

Am 28. April waren im Potsdamer Oberlinhaus vier Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen getötet wurden, eine weitere Bewohnerin wurde schwer verletzt. Eine 51-jährige Angestellte steht unter dringendem Tatverdacht. Ermittelt wird wegen des Verdachts auf Totschlag.