Talk am Sonntag mit Ruhin Ashuftah

Talk am Sonntag mit Ruhin Ashuftah
Julian Engelmann im Gespräch mit dem Traumapädagogen
04.04.2021 - 09:15

Ruhin Ashuftah kam mit fünf Jahren aus Afghanistan nach Deutschland. Heute sagt er, er werde nicht tatenlos mit ansehen, „wie man auch noch meine zweite Heimat zerstört“. In Afghanistan seien es Kommunismus und Islamismus gewesen. Ashuftah, der als Traumapädagoge mit Flüchtlingen arbeitet, sieht es als seine Pflicht, seine Erfahrungen und Kenntnisse einzubringen, um zu verhindern, dass hier in Deutschland Rechtsradikale oder Islamisten erstarken.

„In jedem Land, in dem Krieg herrscht, wird Glaube sehr schnell instrumentalisiert. Das heißt, Gott ist dann Politik. Welcher Religion Sie angehören, ist dann die Partei. Sind Sie Schiite, Sunnite, Christ, das sind dann Parteien.“ Neuankömmlingen sage er: „Was für Konflikte ihr drüben hattet, ist egal. Wir sitzen hier alle in einem Boot.“ Zu sagen, „ich werde dem einmal eine Chance geben und zuhören, das ist auch eine Art von Liebe oder Gott, die die Menschen zusammenbringt.“

Aus seiner Sicht gibt es in der Öffentlichkeit zu wenig Hintergrundwissen über die Traumatisierung von Geflüchteten. „Manche denken vielleicht, wenn man ihm zu essen gibt und ein Dach über dem Kopf, wird das schon. Aber er ist ja kein Obdachloser. Man gibt ihm was zu essen, und der sitzt im Deutschkurs und lernt nichts. Das liegt daran, dass er physisch anwesend ist im Kurs, geistig ist er nicht anwesend.“ Neben der Behandlung von Traumata sieht er die Anerkennung von Studiengängen und Ausbildungen als eine weitere wichtige Stellschraube für gelingende Integration.

In der Vergangenheit sei man nicht vorbereitet gewesen. Doch Deutschland könne vor dieser Herausforderung nicht weglaufen. „Integration wird uns auch die nächsten Jahre beschäftigen.“

„Ich werde dem einmal eine Chance geben und zuhören, das ist auch eine Art von Liebe oder Gott, die die Menschen zusammenbringt.“