So bunt ist der Klimastreik in den Landeskirchen

Klimademonstration
© Georg Wendt/dpa
Teilnehmer einer "Fridays for Future"-Demonstration halten auf dem Hamburger Gänsemarkt Transparente in die Höhe (Archivbild)
So bunt ist der Klimastreik in den Landeskirchen
Am Freitag, 20. September wird weltweit fürs Klima gestreikt. evangelisch.de gibt einen Überblick, wie die evangelische Kirche mitmacht.

Am 20. September 2019 tritt das Klimakabinett der Bundesregierung zu einer entscheidenden Sitzung zusammen. Außerdem beginnt am 23. September der UN-Klimagipfel in New York. Die Bewegung "Fridays for Future" ruft deshalb alle Generationen auf, am 20. September gemeinsam für mehr Klimaschutz auf die Straße zu gehen. In mehreren hundert deutschen Städten werden Demonstrationen erwartet. evangelisch.de stellt einige Beispiele vor, wie die evangelischen Landeskirchen an den Aktionen beteiligt sind und was sie selbst auf die Beine stellen. 

Die größte deutsche Landeskirche, die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers, organisiert für die Mitarbeitenden im Landeskirchenamt, im Haus kirchlicher Dienste und in weiteren kirchlichen Einrichtungen an Freitag Workshops zum Thema Klimaschutz. Im Haus kirchlicher Dienste (Archivstr. 3) stehen ab 9 Uhr Räume für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung, um über Klimaschutzvorhaben zu diskutieren und konkrete Maßnahmen für einen verbesserten Klimaschutz zu planen. Nachmittags folgt dann in den ver.di-Höfen (Goseriede 10) eine öffentliche Diskussionsveranstaltung, in der es um die UN-Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 geht. Referenten sind unter aanderem Sven Giegold (Mitglied des Europäischen Parlaments und Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentag), Frank Doods (Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz) und Landesbischof Ralf Meister.

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Auch die einzelnen Kirchenkreise der hannoverschen Landeskirche haben etwas auf die Beine gestellt. So zum Beispiel der Kirchenkreis Hameln-Pyrmont: Dort geht es nach der Demo am Pferdemarkt in Hameln mit den Aktionen erst richtig los: Im Kultur- und Bildungszentrum "Regenbogen" gibt es den gesamten Nachmittag kostenloses Essen, inhaltliche Auseinandersetzungen mit dem Thema und abends schließlich ein gemeinsames Grillen - veranstaltet vom evangelischen Jugenddienst.

Die Nordkirche unterstützt den Klimastreik ebenfalls. Während der derzeit in Travemünde tagenden Landessynode gibt es verschiedene Aktionen zum Thema Klimawandel. So bereitet der synodale Ausschuss für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein "Innehalten um 5 vor 12" vor, das am Freitag stattfinden soll.

Im Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg steht das Thema Klimaschutz schon länger auf der Agenda. Der Kirchenkreis nutzt seit Jahren die Möglichkeit von Car-Sharing bei Statt-Auto und kauft ökofair Kaffee, Kekse, Wasser und Papier. Viele Dienstfahrten werden mit einem der drei Dienstfahrräder abgeleistet, die allen MitarbeiterInnen zur Verfügung stehen. Am Streiktag selbst will sich Pröpstin Petra Kallies unter die jungen Menschen mischen, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Infobörse zum nachhaltigen Konsum

Die lippische Landeskirche hat wie viele andere Landeskirchen auch zur Teilnahme an den Aktionen von "Fridays for Future" aufgerufen. In Städten wie Detmold oder Lemgo seien entweder Vertreter der Landeskirche als Redner persönlich vor Ort oder man sei mit einem Grußwort, das verlesen wird, vertreten. In der Detmolder Erlöserkirche am Markt werde beim abendlichen ökumenischen Friedensgebet um 18 Uhr die Aktion ebenfalls thematisiert.

"Im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Endverbrauchern muss jeder Akteur in seinem Handlungsfeld geeignete Maßnahmen treffen“, sagt Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche. Deswegen findet im Landeskirchenamt selbst morgens für die Mitarbeiter eine Infobörse zum nachhaltigem Konsum statt, bei der sich Interessierte informieren können.

Material für alle, die mitmachen wollen

Das Umweltbüro der EKBO hat sich für interessierte Gemeinden einiges einfallen lassen: Es hat große Banner verliehen, stellt Entwürfe für passende Fübitten und Klimaandachten online, es gibt Plakate zum download und verschickt Aufkleber. Die Kirchengemeinde Gatow stellt außerdem kostenfrei ein gestaltetes "Church for Future"- Logo in verschiedenen Größen und Formaten zum Download zur Verfügung.

Auf der Homepage der EKBO gibt es außerdem eine Übersicht über kirchliche Aktionen an diesem Tag - Glockengeläut, Andachten, Vorträge, Gebete und mehr sind dort aufgeführt, und jede Kirchengemeinde ist aufgefordert, das eigene Programm dort hinzuzufügen.

Klimawandel im Kleingarten

In der Landeskirche Anhalts geht es auch über den Streiktag am Freitag hinaus um den Klimawandel: Im Mittelpunkt des am Sonntag stattfindenden 20. Anhaltischen Obsttag in und um die Auferstehungskirche in der Dessauer Siedlung stehen zum 20. Jubiläum die Auswirkungen des Klimawandels auf die Bewirtschaftung und Pflege von Kleingärten

Auch die Evangelische Kirche von Westfalen, die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland rufen dazu auf, den weltweiten Klima-Aktionstag am 20.9. zu unterstützen. Die Landeskirche Westfalens weist darauf hin, dass sie dies auch im Rahmen des Aufrufs "Churches For Future" tut. Dieser wurde von Mitgliedern des Ökumenischen Netzwerkes Klimagerechtigkeit initiiert. Mehr als 50 Landeskirchen, kirchliche Einrichtungen, Dienste und Werke haben ihn bereits unterzeichnet. "Wir als Kirchen und kirchliche Organisationen zollen den Protestierenden großen Respekt und unterstützen die Anliegen der jungen Generation", heißt es dort.

Die Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck gehört zu den offiziellen Unterstützern des Bündnisses #AllefürsKlima, genauso wie die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau, die Evangelische Kirche der Pfalz und die Evangelische Kirche im Rheinland. Das Kollegium des Landeskirchenamtes der EKKW schließt sich dem öffentlichen Aufruf zur Teilnahme an den "Fridays for Future"-Demonstrationen an. Nach Ansicht von Bischof Martin Hein hat "Fridays for future" neue Bewegung in die Klimadebatte gebracht. Er betont: "Die Evangelische Kirche begrüßt das sehr. Es geht um konkrete Maßnahmen!"

Schulen starten Unterschriftenaktion

Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, glaubt: "Wer die Welt als Gottes Geschenk betrachtet, wird sie pfleglich behandeln. Wer sich sonntags in Gottesdiensten zu Gott, dem Schöpfer, bekennt, der wird sich auch konsequent für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen." Auf dem Gebiet der EKiR finden am 20.9. -  neben den "Fridays for Future"-Demonstrationen – auch zahlreiche weitere Aktionen statt. So beginnt zum Beispiel um 12 Uhr eine zentrale Andacht des Kirchenkreises Duisburg in der Salvatorkirche neben dem Rathaus. Sie dauert 15 Minuten, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer pünktlich um 12.30 Uhr die Kundgebung am Hauptbahnhof erreichen können. Die Beschäftigten seines Verwaltungsamts hat der Kirchenkreis für die Teilnahme am Klimastreik von der Arbeit freigestellt. Auch die Mitarbeitenden der 13 Kindertageseinrichtungen des Evangelischen Bildungswerks Duisburg können an der Demonstration teilnehmen – gemeinsam mit den Eltern und deren Kindern. Eine Betreuung der Kinder, die in den Kitas bleiben, ist gewährleistet. Zudem werden die Kinder des Offenen Ganztags an den 16 Schulen in Trägerschaft des Bildungswerks am 20. September in der Schülerschaft eine Unterschriftenaktion starten, in der sie ihr Klima-Anliegen beschreiben. Diese Wunsch- und Unterschriftenliste wird anschließend an die Bundesregierung verschickt.

Bibliothek arbeitet stromlos

Die evangelische Hochschul- und Landeskirchenbibliothek Wuppertal setzt unter dem Motto "Bibliothek stromlos!" ein eigenes Zeichen. Am 20. September wird die Einrichtung ihre Dienste stromlos anbieten. Es wird kein Licht eingeschaltet, auch technische Geräte wie Computer, Drucker, Scanner und Kaffeemaschine bleiben ausgeschaltet. Die Ausleihe und Rückgabe von Medien erfolgt über ein Formular.

Zahlreiche der 37 Kirchenkreise und 687 Kirchengemeinden in der rheinischen Kirche rufen zudem mit Glockengeläut zum Gebet und zur Andacht vor Ort auf. So auch der Kirchenkreis Bonn. Superintendent Eckart Wüster bittet die Gemeinden, von fünf Minuten vor zwölf bis zwölf Uhr die zahlreichen Aktionen mit Glockengeläut und Gebet "hörbar zu stärken" und "den Protest weithin hörbar zu machen."

Glocken läuten um 5 vor 12

Auch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland ruft ihre Kirchengemeinden in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg dazu auf, anlässlich der Demonstrationen am Freitag die Glocken zu läuten. Empfohlen wird das Läuten ab 5 vor 12 in drei Pulsen von je fünf Minuten. Auch hier organisieren Kirchengemeinden zusätzlich Friedensgebete und Andachten. Landesbischof Friedrich Kramer ruft ebenfalls zur Teilnahme an den Demonstrationen auf: "Für uns Christen ist es eine wichtige Aufgabe, Gottes Schöpfung zu bewahren. Dies hat schon in den 80er Jahren im Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung eine zentrale Rolle gespielt."

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) unterstützt den "Klimastreik". Kirchenpräsident Volker Jung ruft zur Beteiligung auf und regt an, "5-vor-12-Andachten" abzuhalten. Laut Jung sei "die Sorge um eine gute und lebenswerte Welt für die nächsten Generationen eine vordringliche Aufgabe". Die Bewahrung der Schöpfung sei schon seit Jahrzehnten ein zentrales Thema für die Kirche. Online gibt es eine Liste von Orten, an denen sich Kirchen am Klimastreik beteiligen (EKHN und EKKW).

Auch die Evangelische Landeskirche in Württemberg spricht sich für ein Engagement beim Klimastreik aus. Die Gemeinden könnten etwa um die Mittagszeit Andachten zur Schöpfungsbewahrung einladen und dafür die Glocken ab "5 vor 12" läuten lassen, regt Kirchenrat Frank Zeeb an. Eine weitere Idee sei, am Abend des 20. September die Beleuchtung von Kirchen nach dem Vorbild der "Earth Hour" symbolisch für eine Stunde abzuschalten. In Stuttgart will beispielsweise die Stiftskirchengemeinde ab 11.55 Uhr die Glocken läuten lassen, ab 12.15 Uhr ist eine Mittagsandacht mit Prälatin Gabriele Arnold und Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler geplant. Zwischen 11 und 14 Uhr stellen direkt an der Kirchentür Mitarbeitende des landeskirchlichen Umweltbüros sowie des Evangelischen Jugendwerks beispielhafte Projekte zum Klimaschutz vor.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern ermutigt ausdrücklich ihre Mitarbeitenden im Münchner Landeskirchenamt, an der Klimastreik-Demo am 20. September am Münchner Königsplatz teilzunehmen. Der Freitag soll ganz im Zeichen des Klimaschutzes stehen. So werde etwa die Hausandacht mit dem Umweltbeauftragten Wolfgang Schürger den Klimaschutz zum Thema haben. Um 11 Uhr werden außerdem die Mitarbeitenden über die Beiträge des Amtes zum Klimaschutz informiert. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm will ebenfalls an der Demonstration am Königsplatz ab 12 Uhr teilnehmen.

"Es wird Zeit, dass wir handeln und persönlich vor Ort auch politisch Verantwortung übernehmen", sagt Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh von der Evangelischen Landeskirche in Baden. Er fordert einen einfacheren Lebensstil, "damit alle Menschen auf dieser Erde leben können, die Gott uns anvertraut hat". Gemeinden, Bezirke, Dienste und Werke sollten die Aktion deshalb begleiten. Konkret schlägt die badische Landeskirche vor, Demonstrationen vor Ort durch eine Andacht und Glockenläuten kurz vor Beginn der Aktion zu unterstützen. Außerdem lade sie Kirchengemeinden dazu ein, sich an der Aktion "5 vor 12" zu beteiligen. Dabei sollen um 11.55 Uhr die Kirchturmuhren angehalten und bis zum Abend der Stundenschlag der Glocken ausgesetzt werden. Aktionen in der badischen Landeskirche gibt es hier online auf einen Blick.