"Stille Nacht" und "O du fröhliche" - vom Gefühl deutscher Weihnacht

Traditionelles christliches Liedgut zu Weihnachten
© Steidi/fotolia
Im Düsseldorfer Stadion wird sogar am Tag vor Heiligabend von Tausenden gemeinsam "O Tannenbaum" gesungen.
"Stille Nacht" und "O du fröhliche" - vom Gefühl deutscher Weihnacht
Eine kleine Liedkunde für den Weihnachtsgottesdienst
Musikalische Veranstaltungen in der Kirche sind in der Advents- und Weihnachtszeit sehr beliebt. Im traditionellen christlichen Liedgut kennen sich zwar nicht alle Menschen aus - aber es ist eine ganz besondere Stimmung, die sie suchen.

An Weihnachten in die Kirche, das gehört für viele immer noch zur Tradition. Doch viele Gottesdienstbesucher kennen sich mittlerweile nicht mehr mit dem traditionellen christlichen Liedgut aus. Manch ein Advents- oder Weihnachtsgottesdienst könnte festlicher klingen, wenn alle mitsingen würden.



"Die Entkirchlichung der Gesellschaft geht auch damit einher, dass kirchliche Themen und Lieder nicht mehr so in der Gesellschaft präsent sind wie früher", sagt Christoph Bogon, Präsident des Verbands Evangelischer Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in Deutschland (VEM). Lieder wie "Ich steh an deiner Krippen hier", "Herbei o ihr Gläub'gen" und "Tochter Zion" sind oft in Weihnachtsgottesdiensten zu hören. Aber viele kennen Text und Melodie nicht.

Text und Melodie oft unbekannt

Dabei können in der Vorweihnachtszeit musikalische Veranstaltungen ganze Stadien füllen. In Düsseldorf etwa werden am Tag vor Heiligabend Tausende gemeinsam "O Tannenbaum" singen. Die Nachfrage nach Chorkonzerten, Singnachmittagen und Oratorienaufführungen in den Kirchengemeinden ist groß. "Wir erreichen Menschen, die vom normalen Sonntagsangebot nicht mehr erreicht werden", sagt Bogon.

Viele Advents- und Weihnachtslieder sind dennoch zuverlässige Helfer, um sich jedes Jahr aufs Neue in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Denn bei einigen christlichen Liedern verwischt die Grenze zwischen Kirchen- und Volkslied: etwa bei "Stille Nacht, heilige Nacht", "O du fröhliche" oder "Maria durch ein Dornwald ging". Sie sind beliebt, weil sie ein Gefühl ansprechen.

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"'Stille Nacht, heilige Nacht' und 'O du fröhliche' gehören heute zu den beliebtesten Weihnachtsliedern, stehen aber erst seit 1993 im Liedteil des Evangelischen Gesangbuchs", sagt Christian Finke, Präsident des Chorverbands in der Evangelischen Kirche in Deutschland. "Vorher standen sie teilweise nur im Textteil und waren mit dem Zusatz versehen 'Für den Gottesdienstgebrauch ungeeignet'."

"Stille Nacht, heilige Nacht" ein globaler Hit

In der evangelischen Kirche galt "Stille Nacht, heilige Nacht" lange als zu volkstümlich, obwohl es von einem Priester gedichtet wurde. "Heute ist es in der ganzen Welt ein Renner", sagt Kirchenmusiker Bogon. Und das liege nicht zuletzt daran, dass es dieses spezifisch deutsche Weihnachtsgefühl transportiere. Das Gefühl von Gemütlichkeit und Geborgenheit inmitten von Kerzenlicht, das die Dunkelheit erhellt. Winter, Tannen und eben die Musik - sie machen das Weihnachtsgefühl aus. Das Jesuskind in der Krippe gehört auch für Nicht-Christen noch zu Weihnachten dazu.

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"Maria durch ein Dornwald ging" hat ebenfalls den Charakter eines Volkslieds, obwohl der Text eine biblische Geschichte erzählt. Die schwangere Maria wandert durch einen tristen Dornenwald, und als sie an den Dornen vorbeigeht, fangen diese plötzlich an zu blühen. "Das Lied hat einen großen emotionalen Gehalt, was nicht zuletzt an der Melodie liegt", sagt Finke, der in Berlin als Kirchenmusikdirektor arbeitet. Weil das Lied so beliebt ist, gibt es viele moderne Vertonungen, auch Helene Fischer nahm vor einigen Jahren eine Version für ihr Weihnachtsalbum auf.

Gefühlsseeligkeit statt Evangelium

Umgekehrt sind auch Weihnachtslieder ohne eigentlichen christlichen Inhalt Klassiker in Kindergärten und bei Seniorennachmittagen. Dazu zählen etwa "Alle Jahre wieder", "Süßer die Glocken nie klingen", "Kling Glöckchen", "O Tannenbaum" und "Leise rieselt der Schnee". "Diese Lieder sprechen weniger vom Evangelium als von der Gefühlsseeligkeit der Weihnachtszeit", sagt Finke.

Heute komme es auch darauf an, welche Lieder in der Schule und außerhalb der Schule gelernt werden. "Wenn Eltern und Familien weniger christliche Weihnachtslieder singen, kennen die Kinder das auch weniger und singen 'Last christmas' oder 'Rudolph the red-nosed reindeer'."



Auch deswegen ist so etwas wie ein Kanon christlicher Weihnachtslieder heute hilfreich. Auf der Liste evangelischer Kernlieder für den Gottesdienst, die die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) und die Union Evangelischer Kirchen (UEK) kuratiert haben, stehen allerdings nur drei Advents- und Weihnachtslieder: "Macht hoch die Tür", "Vom Himmel hoch" und "O du fröhliche".

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Die Liste der Lieder, die alle Jahre wieder an Weihnachten im Gottesdienst gesungen werden, ließe sich auf etwa zehn erweitern, sind sich beide Kirchenmusiker einig. Lieder wie Paul Gerhards orthodox-lutherisches und zugleich mystisch gefärbtes "Ich steh' an deiner Krippen hier" werden von den Gottesdienstbesuchern natürlich auch hauptsächlich wegen ihrer Gefühlsseeligkeit gemocht.

Emotionalität funktioniert besser als Dogmatik

"Emotionalität wurde jahrhundertelang aus dem Gottesdienst herausgehalten. Das Dogmatische, das Rationale stand im Vordergrund, das Herz war eher außen vor", sagt Finke. Doch die emotionale Ansprache, das Gefühl des Vertrauten, Rührung und Freude ziehen die Menschen in den Weihnachtsgottesdienst.

Dieser Beitrag erschien erstmals am 07. Dezember 2018 auf evangelisch.de