Weltoffen und streitbar - Evangelische Akademien

Foto: Franck Boston/iStockphoto
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Weltoffen und streitbar - Evangelische Akademien
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung: Unter diesen Leitlinien steht die Arbeit der 15 evangelischen Akademien in Deutschland. Mit Tagungen, Konferenzen, Projekten und einer Vielzahl an Angeboten decken sie ein inhaltliches Spektrum ab, das die ganze Bandbreite gesellschaftlicher Vielfalt umfasst. Dabei berücksichtigen die Akademien nicht nur Kontroversen, sondern legen auch Wert auf die Belange der gesellschaftlich Schwachen.
12.09.2012
evangelisch.de

Seht, welch ein Mensch! Die Gentechnologie hat jüngst den Gencode des Menschen komplett entschlüsselt und die Tür in die innerste Innenwelt des Menschen geöffnet - und dabei auch zu einer Menge neuer Fragen. Darf der Mensch alles, was er kann? Muss der Mensch alles, was er will? Will der Mensch alles, was er darf?

Raum und Zeit für Auseinandersetzung

Die Akademien der evangelischen Kirchen bieten Raum, sich mit Themen auseinander zu setzen, die in Kirche und Gesellschaft aktuell diskutiert werden. Denn manchmal braucht man einfach mehr Informationen, um sich ein Bild von einem Thema machen zu können. Manchmal braucht man einfach noch ein Gegenüber, mit dem man sich austauschen kann. Manchmal braucht man einfach ein bisschen Zeit, um einmal in Ruhe nachzudenken.

Die Evangelischen Akademien sind Orte der Begegnung für alle Interessierten, für Einzelbesucher, Gruppen und Firmen. Sie sind Orte des Gesprächs zwischen der Kirche und der Welt. Sie packen auch heiße Eisen an und strittige Themen an. Die grundlegenden Leitideen dafür sind Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.

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Protestantisch, weltoffen, streitbar

In der Kurzform steht diese Arbeit unter dem Motto "Protestanisch, weltoffen, streitbar". Diesen Anspruch erfüllen die Akademien seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, als sie zum Zeichen der Bereitschaft gegründet wurden, eine demokratische Gesellschaft mit aufzubauen. Die evangelischen Akademien waren eine "Antwort von Christen und Kirchen auf die Zerstörung des Geistes, den Vertrauensbruch staatlicher Macht und den Völkermord durch die Nationalsozialisten".

In diesem Sinne arbeiten die Studienleiter der Akademien daran, in ihren Tagungen, Seminaren und Projekten die kritische gesellschaftliche Diskussion weiter voranzutreiben. Strittige Themen und offene Probleme werden interdisziplinär angegangen, und die im Dachverband "Evangelische Akademien in Deutschland" organisierten Akademien schaffen es immer wieder, auch illustre Expertenrunden und Vordenker für ihre Veranstaltungen zu gewinnen. Das Programm mit über 2.000 jährlichen Veranstaltungen ist eine Suche wert, gerade für alle, die sich in gesellschaftlichen Bereichen weiterbilden wollen und nach neuen Entwicklungen und Denkanstößen suchen.

Vermittlung zwischen Kirche und Gesellschaft

Die Akademien, die ja nicht umsonst "evangelisch" heißen, bieten zu den sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragestellungen, die sie diskutieren, auch immer einen religiösen und spirituellen Zugang an. Damit leisten sie ein Stück Vermittlung zwischen Kirche und Gesellschaft, die ein Teil ihrer Aufgabe ist. Konkret formuliert heißen die Ziele der Akademien:

"Evangelische Akademien suchen ständig den Zugang zu unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbereichen von Menschen verschiedener sozialer Milieus, Herkunft, unterschiedlichen Alters und Geschlechts, verschiedenartiger Bildung und Religion, um frühzeitig Entwicklungstrends und Problemlagen wahrzunehmen.

  • Die Evangelischen Akademien verfolgen den Anspruch, unterschiedliche und kontroverse Meinungen, Konfliktlagen und Problemkonstellationen in einen Diskurs miteinander zu bringen und verbindlich nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
     
  • Die Evangelischen Akademien wollen Anwalt für Gedanken und Gruppen sein, die in der gesellschaftlichen und politischen Auseinandersetzung zu Unrecht ausgegrenzt werden.
     
  • Die Evangelischen Akademien befassen sich im Kontext einer faktischen Einwanderungsgesellschaft besonders mit interkulturellen und interreligiösen Fragestellungen.
     
  • Die Evangelischen Akademien wollen zur geistigen Orientierung und zur politischen Kultur der Gesellschaft beitragen, indem sie ihre mediale Stellung zur Vermittlung und Kommunikation nutzen.
     
  • Die Evangelischen Akademien wollen für die Kirchen Observatorien sein: Sie wollen ihre Reflexions- und Artikulationsfähigkeit in der wissenschaftlich-technisch geprägten Umwelt verstärken.
     
  • Die Evangelischen Akademien setzen sich auf europäischer und internationaler Ebene verstärkt mit dem globalen Wettbewerb und nationalen Sozialsystemen, dem Verhältnis von Staat und Wirtschaft zur Zivilgesellschaft und Ansätzen ziviler Konfliktbearbeitung auseinander."

Fester Platz in der deutschen Bildungslandschaft

So bilden die Akademien ein wesentliches Bindeglied zwischen Gesellschaft und Kirche, stehen an der Spitze der aktuellen Diskussionen und erfüllen zugleich den Bildungsauftrag, ohne den eine moderne Kirche kaum denkbar wäre. Damit erreichen sie im Jahr über 100.000 Teilnehmende und haben sich ihren festen Platz im Gefüge der deutschen Bildungslandschaft erarbeitet. Die 15 Standorte, die neben dem ausführlichen Angebot auch sehenswerte Orte bieten, präsentieren sich im Einzelnen und mit ihren Programmen auf den Webseiten der evangelischen Akademien.