Merkel: Verbrechen an der Menschheit verjähren nicht

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka
Merkel: Verbrechen an der Menschheit verjähren nicht
Es sei eine Schande, dass Menschen in Deutschland angepöbelt würden, wenn sie sich als Juden zu erkennen gäben: Die Bundeskanzlerin sprach sich bei der Gedenkversammlung zur Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gegen Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit aus.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert an die Deutschen, 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz die Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit wachzuhalten. Verbrechen an der Menschheit verjährten nicht, sagte sie bei einer Gedenkveranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees am Montag in Berlin. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz.

###mehr-artikel###

Am Dienstag, dem Holocaust-Gedenktag, soll bundesweit an die sechs Millionen von den Nationalsozialisten ermordeten Juden sowie an verfolgte Sinti und Roma, Gegner des Nationalsozialismus, Behinderte, Homosexuelle und Zwangsarbeiter erinnert werden. Das Gedenken gilt nach den Worten Merkels allen Menschen, "die von Deutschland im Nationalsozialismus verfolgt, misshandelt, gequält und ermordet wurden". 

Auschwitz sei eine Mahnung, was Menschen anderen Menschen antun können, fügte Merkel hinzu. Der Name des Vernichtungslagers stehe für das grausame Vorhaben, jüdisches Leben in ganz Europa auszulöschen. "Auschwitz steht für den von Deutschland begangenen Zivilisationsbruch der Schoah", sagte die Bundeskanzlerin. Zugleich dankte sie den Auschwitz-Überlebenden für ihre unermessliche geschichtliche Leistung. Mit ihren Berichten hätten sie dafür gesorgt, die Erinnerung wach zuhalten.

Zugleich verurteilte Merkel, dass auch heute noch "nicht wenige Juden" Angriffe und Beleidigungen befürchten müssten: "Es ist eine Schande, dass Menschen in Deutschland angepöbelt werden, wenn sie sich als Juden zu erkennen geben oder wenn sie für Israel Partei ergreifen." Antisemitismus und "jeder Art von Menschenfeindlichkeit" müsse die Stirn geboten werden, forderte die Bundeskanzlerin. "Die Erinnerung an die grausamen Kapitel unserer Geschichte prägt unser Selbstverständnis als Nation", fügte sie hinzu. Jeder Mensch in Deutschland müsse frei und sicher leben können. 

###mehr-links###

An der Gedenkveranstaltung in Berlin nahmen neben Holocaust-Überlebenden auch Jugendliche sowie Diplomaten aus 60 Ländern teil. Am Dienstag jährt sich die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zum 70. Mal. Dort kamen während des Zweiten Weltkrieges durch industriell betriebenen Massenmord rund 1,1 Millionen Menschen ums Leben.