Auschwitz-Überlebender: Empathie für Verständigung wichtig

Auschwitz-Überlebender: Empathie für Verständigung wichtig
Der Holocaust-Überlebende Marian Turski hat 70 Jahre nach der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz zu mehr Toleranz und Verständnis aufgerufen.

Insbesondere sei Einfühlungsvermögen notwendig, sagte der 88-jährige Vizepräsident des "Internationalen Auschwitz Komitees" dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag. "Empathie bedeutet nicht, die Sicht des anderen zu teilen, sondern zu verstehen, was ihn bewegt."

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Für Turski, der als polnischer Jude von den Deutschen im August 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde, geschah die Verrohung der deutschen Bevölkerung in der NS-Zeit schleichend. "Dass man mich nicht als Mensch, sondern als Wanze angesehen hat, die man vernichten muss, dafür mussten die Deutschen entsprechend geprägt worden sein, schon im Kindergarten, dann in der Hitlerjugend", sagte Turski, der 1945 die Todesmärsche nach Theresienstadt und Buchenwald überlebt hat.

Der Weg zur Ermordung der Juden habe ganz harmlos begonnen, etwa mit Verboten, einen Park zu betreten oder einem Verein beizutreten, sagte Turski. Die nächsten Schritte seien Anfeindung, Stigmatisierung, die Errichtung von Ghettos und Konzentrationslagern und schließlich die "Endlösung" gewesen. "Deswegen muss man lernen, den anderen zu verstehen, um dies zu vermeiden."

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Am 27. Januar wird in der Gedenkstätte Auschwitz in Polen des 70. Jahrestags der Befreiung des Vernichtungslagers durch die Rote Armee gedacht. In dem Konzentrationslager ermordeten die Nationalsozialisten rund 1,1 Millionen Menschen, die meisten davon waren Juden.