UN-Hochkommissar Guterres: Zahl der Flüchtlinge wird weiter steigen

UN-Hochkommissar Guterres: Zahl der Flüchtlinge wird weiter steigen
Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, rechnet mit einer weiteren Verschärfung der globalen Vertriebenen-Krise. Die Zahl der Flüchtlinge werde von derzeit mehr als 51 Millionen im Verlauf des Jahres 2015 weiter steigen, sagte Guterres dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

Neue Kriege und die vielen andauernden Konflikte wie in Syrien oder dem Südsudan würden noch mehr Menschen in die Flucht zwingen. "Das wird dramatische humanitäre Konsequenzen haben", warnte Guterres. "Wir müssen von noch mehr menschlichem Leid ausgehen", sagte der Hochkommissar, der das Flüchtlingshilfswerk UNHCR leitet.

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Ende des Jahres 2013 waren nach Angaben des UNHCR weltweit mehr als 51 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Gewalt, Naturkatastrophen und Armut. Es war die größte Zahl an Vertriebenen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. "Ich weiß nicht wo und warum, aber ich gehe von neuen Kriegen im nächsten Jahr aus", sagte der frühere Premierminister Portugals mit Blick auf das kommende Jahr.

In der jüngsten Vergangenheit seien jedes Jahr neue Konflikte ausgebrochen. "Denken sie an die Ukraine und an die Zentralafrikanische Republik, kaum jemand hat das vorausgesagt", erklärte der 65-jährige Guterres, der im nächsten Jahr seine zehnjährige Amtszeit als UN-Hochkommissar für Flüchtlinge beenden wird. Laut UNHCR wurden im Jahr 2011 täglich 14.000 Menschen vertrieben. Diese Zahl sei bis 2013 auf 32.000 vertriebene Menschen pro Tag gestiegen.

Guterres kritisierte die Unfähigkeit der Weltgemeinschaft, neue Konflikte zu verhindern und anhaltende Kriege zu beenden. "Zu sagen, ich sei darüber enttäuscht und frustriert, ist untertrieben", betonte er. Der UN-Sicherheitsrat, das höchste Entscheidungsgremium der Weltorganisation, sei in vielen Fällen paralysiert und die internationalen Machtverhältnisse seien unklar geworden. "Heute haben wir eine chaotische Lage", erklärte Guterres: "Wir leben in einer Welt, in der Unsicherheit und Straffreiheit die bestimmenden Faktoren geworden sind."

Der Hochkommissar lobte hingegen die deutsche Hilfe für Syrien-Flüchtlinge. Die Bundesrepublik habe rund 90.000 Menschen aus dem Land aufgenommen und damit einen "außergewöhnlich großzügigen" Beitrag geleistet. Wenn alle entwickelten Länder wie Deutschland gehandelt hätten, wären viel weniger Syrer in einer dramatischen Lage als heute. Derzeit sind mehr als 3,3 Millionen Männer, Frauen und Kinder aus Syrien auf der Flucht vor dem 2011 entfachten Bürgerkrieg. Die meisten von ihnen sind in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien und Irak untergekommen.