Diakonie fordert Erklärung zu Flüchtlingen von Kanzlerin und Ministerpräsidenten

Diakonie fordert Erklärung zu Flüchtlingen von Kanzlerin und Ministerpräsidenten
Vor der Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin hat die Diakonie die Regierungschefs der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einem deutlichen Bekenntnis zur Aufnahme von Flüchtlingen aufgefordert.
11.12.2014
epd
Corinna Buschow

"Damit Aktionen wie in Dresden nicht Schule machen, muss ein breites Bündnis die Meinungsführerschaft übernehmen", sagte Präsident Ulrich Lilie in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das Thema darf nicht im stillen Winkel behandelt werden, denn das stärkt Gruppen wie 'Pegida' in Dresden", ergänzte er. Kanzlerin Merkel halte sich bei dem Thema "auffällig zurück", kritisierte Lilie.

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Er vermisse eine Erklärung der Kanzlerin und der Ministerpräsidenten. "Es muss deutlich gesagt werden: Dieses Land wird auch in den nächsten Jahren sehr viel mehr Flüchtlinge aufnehmen müssen als bisher", sagte der evangelische Theologe. 50 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht. Deutschland nehme nur einen Bruchteil auf.

Lilie verwies auf den für Freitag geplanten Besuch des Bundespräsidenten in einer Magdeburger Flüchtlingseinrichtung. "Das ist ein Signal, das ich mir auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel wünschen würde", sagte er. Merkel müsse öffentlich dafür eintreten, dass Deutschland als reiches Land die Menschen, die in großer Not sind, nicht alleine lasse. Zudem werde eine mittelfristige Strategie bei der Aufnahme von Flüchtlingen gebraucht. Die Politik dürfe nicht nur bis zum Ende des Kalenderjahres denken, sagte er.

Der Diakonie-Präsident appellierte an die Regierungschefs, die bei ihrem Treffen unter anderem über die derzeitige Flüchtlingssituation beraten wollen, die Lage unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge zu verbessern. "Der Aspekt der Familienzusammenführung muss viel stärker in den Blick genommen werden", sagte er. In Bayern würden unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, die auf der Reise zu Familienangehörigen nach Dänemark, Belgien oder Schweden sind, aus den Zügen geholt. Dann werde geklärt, wie alt sie sind und wo sie hingehören. "Es dauert oft monatelang, bis sie letztlich dort ankommen, wo sie hinwollten", sagte er.

Lilie sprach sich dafür aus, von Anfang an auf den Wunsch der Kinder und Jugendlichen zu setzen. Den Vorschlag aus Bayern, minderjährige Flüchtlinge nach dem gleichen Schlüssel zu verteilen wie Erwachsene lehnte er strikt ab. "Ich kenne solche Jugendlichen aus meiner früheren Arbeit. Sie haben zum Teil unsägliche Dinge erlebt auf ihren Reisen, sind traumatisiert und brauchen schnell Hilfe", sagte er. Bei einer bürokratischen Verteilung drohe eine Kindeswohlgefährdung. Stattdessen sollten die Kosten unter den betroffenen Kommunen fair verteilt werden.