Zeitung: Im öffentlichen Dienst fehlen 170.000 Fachkräfte

Foto: epd-bild / Jörn Neumann
Die größte Lücke klafft bei der Kinderbetreuung
Zeitung: Im öffentlichen Dienst fehlen 170.000 Fachkräfte
Derzeit fehlen im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen nach einem Zeitungsbericht mehr als 170.000 Fachkräfte.

142.000 davon fehlten bei Städten und Gemeinden, wie die in Essen erscheinende "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (Montagsausgabe) berichtete. Die Lücken würden sich in den kommenden 15 Jahren mit der großen Pensionierungswelle auf 700.000 Stellen ausweiten. Die Zahlen gehen aus einer Aufstellung des Deutschen Beamtenbundes (DBB) hervor, die der Zeitung vorliegen.

###mehr-artikel###

"Es brennt. Wir brauchen eine Personaloffensive, um junge Menschen für den öffentlichen Dienst zu begeistern", sagte DBB-Chef Klaus Dauderstädt der Zeitung. Auch müsse die Praxis enden, bis zu 80 Prozent der Neueinstellungen nur in Zeitverträgen zu regeln. Teils lebenswichtige Staatsaufgaben könnten vor allem bei den Kommunen nicht mehr erfüllt werden.

Nur noch 22 der bundesweit 430 Kreise und kreisfreien Städte beschäftigen den Angaben nach beispielsweise eigene Lebensmittelchemiker. Hier gibt es 1.500 unbesetzte Posten. Ankommende Fischladungen am Frankfurter Flughafen etwa würden nur noch "Plausibilitätsprüfungen" unterzogen. "Wenn 10.000 Polizisten fehlen, darf sich keiner wundern, dass Einbruchszahlen steigen und Bürger den Schutz des Eigentums notgedrungen selbst in die Hand nehmen", mahnte Dauderstädt,

Die größte Lücke mit einem Umfang von 120.000 Erzieherstellen klafft dem Bericht zufolge bei der Kinderbetreuung. In Schulen fehlen 20.000 Lehrer, meist für Naturwissenschaften. Die Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes beklagen die Nichtbesetzung von 5.000 Stellen bei Feuerwehren, 6.000 in Jobcentern, 3.000 in Jugendämtern und 2.000 für Fachärzte in den Gesundheitsämtern, wo in den 90er-Jahren die doppelte Anzahl beschäftigt war. In den Finanzämtern herrsche "Land unter", hieß es. Die Bundeswehr kann 650 Posten für Ingenieure, Informatiker und Techniker nicht besetzen.

Die Gewerkschaften sehen eine der Ursachen im Personalabbau vergangener Jahre und der nach ihrer Ansicht "nicht attraktiven Bezahlung" des Staatsdienstes heute. Bewerber entschieden sich im Zweifel gegen den Staat.