Weltkirchenrat-Direktor beurteilt Militärschläge gegen IS-Miliz skeptisch

Weltkirchenrat-Direktor beurteilt Militärschläge gegen IS-Miliz skeptisch
Der internationale Direktor des Weltkirchenrates sieht die US-geführten Militärschläge gegen die Terror-Organisation "Islamischer Staat" (IS) im Irak und in Syrien mit große Sorge.
10.10.2014
epd
Jan Dirk Herbermann

"Der Ökumenische Rat der Kirchen spricht sich seit langer Zeit gegen ein militärisches Eingreifen von außen in Konflikten aus", sagte Peter Prove, Direktor für internationale Beziehungen der Ökumene-Organisation, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Das Militär könne keine stabilen Lösungen für Konflikte bringen, durch den Einsatz von Gewalt kompliziere sich die Lage weiter.

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Derzeit fliegt eine US-geführte Koalition Luft-Angriffe gegen den IS. Zu den Opfern der islamistischen Terrormiliz gehören auch Christen im Irak und Syrien. Washington rechtfertigt die Einsätze mit dem Selbstverteidigungsrecht laut Artikel 51 der UN-Charta.

Militärische Operationen des Westens im Nahen Osten hätten in der Vergangenheit nichts bewirkt, sagte der Australier Prove. Durch das Einschreiten seien Freiräume entstanden, in denen sich Extremisten ausgebreitet hätten. Allerdings unterstrich der Jurist, dass die vielen Opfer der brutalen Gewalt des "Islamischen Staats" Schutz bräuchten. "Das ist das große Dilemma, die verfolgten Menschen sind dringend auf Hilfe angewiesen, eine Militärintervention ist aber nicht die Lösung", argumentierte der Experte für internationale Beziehungen.

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Angesichts der Brutalität der IS-Milizen sei es aber möglich, dass der Weltkirchenrat seine Position zum Gewalteinsatz überdenkt. "Man kann mit dem IS nicht verhandeln, sie greifen alle anderen an", sagte Prove. Zu den 345 Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates gehören auch Kirchen aus dem Nahen Osten.

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Zunächst sei es Aufgabe der Regierung in Bagdad, die irakischen Bürger vor Gewalt und Vertreibung zu schützen. "Leider müssen wir aber feststellen, dass die Regierung ihrer Aufgabe nicht gerecht wird", räumte Prove ein. Ein langfristiges militärisches Eingreifen des Westens müsse zumindest durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates abgestützt sein.

Prove hatte mit einer Delegation des Weltkirchenrates den Norden des Iraks besucht, dorthin flohen Hunderttausende Menschen vor der Terrormiliz IS. Der "Islamische Staat" eroberte weite Teile der Bürgerkriegsländer Syrien und Irak und errichtet dort eine islamistische Gewaltherrschaft. Der Terror richtet sich gegen ethnische und religiöse Gruppen wie die Christen.

Der Weltkirchenrats-Direktor appellierte an die internationale Gemeinschaft, den Opfern des IS humanitär zu helfen. Die meisten Flüchtlinge im Nordirak hätten nur ihr Leben und die Kleider am Leib retten können. "Viele Christen finden in Kirchen Zuflucht, in den Gotteshäusern ist jeder Quadratmeter mit Vertriebenen gefüllt", sagte Prove. Der Winter in der Region sei besonders hart, die Menschen bräuchten dringend stabile Unterkünfte, Kleidung und Nahrung. Die Mitgliedskirchen des Weltkirchenrates repräsentieren mehr als 500 Millionen Gläubige, die katholische Kirche ist kein Mitglied.