Nach jahrelanger Hoffnung kommt nun die Trauer

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Das Ehepaar Sabine und Johannes wird mit seinem Sohn Simon nicht mehr zurückkehren. Die Familie war vor fünf Jahren in Jemen verschwunden, jetzt wurde ihr Tod bestätigt.
Nach jahrelanger Hoffnung kommt nun die Trauer
Das in Jemen entführte Ehepaar Hentschel ist tot
Sachsens Landesbischof Bohl hat mit großer Betroffenheit auf den Tod der seit fünf Jahren im Jemen verschollenen Familie Hentschel aus Sachsen reagiert. "Was wir seit fünf Jahren befürchtet haben, ist nun zur Gewissheit geworden", erklärte Bohl am Dienstag in Dresden.

Das Ehepaar Hentschel und ihr jüngster Sohn sind tot. Die Familie aus Sachsen mit drei kleinen Kindern wurde vor fünf Jahren in der jemenitischen Provinz Saada entführt. Die beiden Töchter konnten 2010 von Sicherheitskräften im saudisch-jemenitischen Grenzgebiet befreit werden und leben seither bei Verwandten in Sachsen. Von ihren Eltern fehlte lange jede Spur.

Die Angehörigen in Ostsachsen haben ein Schreiben des Auswärtigen Amtes mit der Todesnachricht bekommen. "Gemäß hier vorliegendem zuverlässigen nachrichtendienstlichen Aufkommen wurden Johannes, Sabine und Simon Hentschel im Verlauf ihrer Entführung im Jemen getötet bzw. verstarben", zitiert die Familie aus dem Schreiben.

Die traurige Nachricht habe die Angehörigen nicht plötzlich und unerwartet getroffen - auch wenn ein Funken Hoffnung in all den Jahren nie erloschen sei, sagte Pastor Reinhard Pötschke, der Sprecher der Familie. "Wir sind aber auch froh, jetzt wenigstens an einem Punkt zu sein, an dem wir in die Phase des Trauerns und des Abschiednehmens eintreten können." Die Familie plane eine Trauerfeier, und auch einen Gedenkstein oder etwas ähnlich wolle sie zur Erinnerung an Johannes, Sabine und Simon Hentschel errichten.

Überfall bei einem Ausflug mit Kollegen

Das Schreiben des Auswärtigen Amtes habe die Familie Ende August erreicht, sagte Pötschke, der Schwager des getöteten Johannes Hentschel. Sie hätten in den vergangenen Wochen zunächst weitere Angehörige und Freunde der Familie über die Nachricht verständigt. Doch nun wollten sie auch die Öffentlichkeit informieren. Pötschke: "Es gibt viele im Land, die mit uns gehofft und gebetet haben." Wer die Familie verschleppt und getötet hat, gehe aus dem Brief des Auswärtigen Amtes nicht hervor. "Über die Hintergründe erfahren wir nichts", sagte Pötschke.

Das Ehepaar aus Meschwitz bei Bautzen war für die niederländische Hilfsorganisation "Worldwide Services" in einem jemenitischen Krankenhaus tätig. Im Juni 2009 hatte die Familie gemeinsam mit Kollegen - zwei Bibelschülerinnen aus Ostwestfalen, eine Südkoreanerin sowie ein britischer Ingenieur - einen Ausflug unternommen. Die Gruppe war dabei von bewaffneten Männern verschleppt worden. Die drei Frauen wurden wenig später ermordet aufgefunden. Der Verbleib des Briten ist bis heute ungeklärt.

Im Januar 2010 sprach der damalige Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) mit Vertretern der Regierung über das Schicksal der deutschen Familie. Danach erklärt er, die jemenitische Führung kenne den Aufenthaltsort der Geiseln. Der Außenminister Abu Bakr al-Kirbi sagte damals: "Wir verhandeln jetzt über ihre Freilassung." Wer die Entführer waren, sagte der Minister nicht. Nach Informationen von "Spiegel Online" verlangten die Kidnapper unter anderem zwei Millionen Dollar (1,4 Millionen Euro) Lösegeld.

Zum Zeitpunkt der Entführung waren die Eltern 36, der Sohn ein Jahr alt. Bereits vor drei Jahren hatte es Medienberichte über den Fund menschlicher Überreste im jemenitischen Bürgerkriegsgebiet gegeben, die von Johannes und Sabine Henschel stammen sollten.

Bischof Bohl hofft auf Trost und Frieden

Mit Blick auf das Ehepaar Hentschel sagte Sachsens evangelischer Landesbischof Bohl: "Wir trauern um zwei Christenmenschen, die ihren Glauben in einer sehr bewussten Weise gelebt haben."

Dem Ehepaar sei es wichtig gewesen, "anderen Menschen die Liebe Gottes zu bezeugen", erklärte er. Beide waren in einem Krankenhaus in Jemen im humanitären Einsatz. "Aus dieser wichtigen Arbeit sind sie auf verbrecherische Weise herausgerissen worden", erklärte der Bischof. "Wir gedenken der Verstorbenen voller Achtung für ihren hingebungsvollen Dienst."

Die Anteilnahme gelte allen Angehörigen und insbesondere den beiden Töchtern, die ohne ihre Eltern und ihren kleinen Bruder aufwachsen werden, hieß es weiter. Bohl gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass "die Familie nun zum Frieden findet und getröstet Abschied nehmen kann."