Der Norden Syriens ist zu gefährlich für deutsche Helfer

Der Norden Syriens ist zu gefährlich für deutsche Helfer
Der Terror der IS-Kämpfer macht den dringend benötigten Einsatz ausländischer Helfer im Norden Syriens mittlerweile fast unmöglich.
15.09.2014
epd
Silvia Vogt

"Das wäre fahrlässig, da jetzt jemanden reinzuschicken", sagte Grünhelm-Vorstand Martin Mikat dem Evangelischen Pressedienst (epd). Deutsche Helfer der Organisation für humanitäre Friedenseinsätze wurden im vergangenen Jahr abgezogen, nachdem drei Mitarbeiter nahe der türkischen Grenze verschleppt und Monate lang gefangen gehalten worden waren.

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Anders als bei dem britischen Entwicklungshelfer David Haines, der ebenfalls im vergangenen Jahr in Norden Syriens entführt worden war und dessen Ermordung die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) jetzt in einem Video zeigte, kamen die Grünhelme frei. "Schon etwa zu den Zeitpunkten der Entführung hat sich aber eine Radikalisierung abgezeichnet", erklärte Mikat. "Dann ging alles ganz schnell." Als Reaktion auf die schlechtere Sicherheitslage hätten auch andere Organisationen ihre internationalen Helfer aus Syrien geholt.

Besonders gefährlich ist die Situation nach Einschätzung Mikats, weil die IS-Extremisten gezielt Ausländer aus dem Westen im Visier hätten. "Sonst fallen Hilfsorganisationen häufig aus dem Raster von Angreifern heraus. Das trifft beim IS klar nicht zu." Im Gegenteil seien die Ausländer den Dschihadisten ein Dorn im Auge, da sie die Bevölkerung unterstützten und als Verbreiter von demokratischem Gedankengut gälten.

"Gute Sicherheitslage" im Norden Iraks

Die Grünhelme arbeiten nun mit dem in Deutschland ansässigen Verein Barada eines Deutsch-Syrers zusammen, der in Syrien Schulen für Flüchtlingskinder baut. Mit einem eigenen Team sind sie lediglich noch auf der türkischen Seite der Grenze.

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Im Norden Iraks hingegen, wo die IS ebenfalls Angst und Schrecken verbreiten, bereiten die Grünhelme einen neuen Einsatz vor. "Da ist die Situation eine ganz andere", berichtete Mikat, der sich erst in der vergangenen Woche vor Ort ein Bild machte. In der Provinz Duhok, wo die kurdische Regionalregierung bei der Aufnahme von Flüchtlingen unterstützt werden soll, zeichne sich inzwischen "eine gute Sicherheitslage" ab. In der Kurdenregion seien viele Organisationen mit ausländischen Mitarbeitern vor Ort, erklärte Mikat. "Und da sind wir dann auch mit deutschen Helfern vertreten." Bei allen handele es sich um erfahrene und für Notsituationen geschulte Kräfte.

Dass die direkte Hilfe in Syrien auf Eis liegt und angefangene Projekte nicht weitergeführt werden können, nennt Mikat äußerst frustrierend. "Und in naher Zukunft wird sich da auch nichts ändern", sagte er. "Aber die Sicherheit der Mitarbeiter geht vor."