Landesbischöfe für "Friedenscamps", Waffen und die UN im Irak

Landesbischöfe für "Friedenscamps", Waffen und die UN im Irak
Die Bundesregierung hat bereits sechs deutsche Soldaten nach Erbil in den Irak geschickt, um mögliche Waffenlieferungen an die Kurden im Irak zu verteilen. Währenddessen gehen die Meinungen darüber, welcher Kurs der richtige sei, noch immer auseinander, so auch bei den Landesbischöfen aus Baden und Bayern.

Für eine zivile, friedliche Lösung spricht sich der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, Jochen Cornelius-Bundschuh, aus. "Wir sollten eher Geld und personale Ressourcen zur Verfügung stellen, dass sich in Konflikten Rechtsstaatlichkeit etabliert und Gewaltenteilung, dass zivile Konfliktlösungen eine Chance gewinnen und sich wieder stabile staatliche Strukturen ausbilden", sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Karlsruhe. Zu möglichen deutschen Waffenlieferungen äußerte sich Cornelius-Bundschuh nicht.

Der Bischof begrüßte die US-Luftschläge gegen die Milizen des "Islamischen Staats" (IS) im Nordirak. Es sei gut, wenn etwas unternommen werde, um verfolgte Menschen zu schützen. "Aber wir müssen endlich auch über die Hintergründe reden", verlangte Cornelius-Bundschuh. Es gebe Hinweise, dass die Gruppe von arabischen Staaten finanziert werde, die wiederum massiv vom Westen unterstützt würden: "Das geht für uns als Kirche nicht, denn wir haben ein klares Friedenszeugnis."

Der evangelische Theologe regte die Einrichtung von Friedenscamps an, in denen sich Kinder und Jugendliche verfeindeter Gruppen begegnen. Das könne die Situation verändern, "weil die Menschen sich als Mitmenschen wahrnehmen". Die Kirche stehe für eine "intelligente Feindesliebe".

"Gebrauch von Waffen als letztes Mittel"

Sein bayrischer Amtskollege Heinrich Bedford-Strohm dagegen spricht sich für Waffenlieferungen in den Nordirak aus: Sie seien derzeit das "kleinere Übel", sagte er am Freitag in München dem Evangelischen Pressedienst (epd). Niemand könne sagen, wie die Menschen gegen die vorrückenden Milizen des "Islamischen Staates" (IS) auf anderem Wege wirksam geschützt werden könnten. "Die verzweifelten Hilferufe der Menschen im Nordirak können niemanden kalt lassen", betonte der Geistliche.

Auf die Bundesregierung kommt nach den Worten von Bedford-Strohm eine "ethisch extrem schwierige Entscheidung" zu. Einerseits scheine Waffengewalt der einzige Weg, um die Menschen zu schützen. Andererseits sei klar, dass die Waffen später viel Schaden anrichten könnten, weil ihr Gebrauch nicht mehr kontrolliert werden könne.

Bedford-Strohm verwies auf einen breiten Konsens in der christlichen Friedensethik. Man sei sich einig, "dass es eine Pflicht zum Schutz von unmittelbar von schlimmer Gewalt bedrohten Menschen gibt, die auch den Gebrauch von Waffen als letztes Mittel einschließen kann". Der Theologe betonte zugleich, dass nichtmilitärische Mittel im Zentrum stehen müssten, um zu einem gerechten Frieden zu kommen. Die Bundesregierung müsse sich im Fall von Waffenlieferungen zugleich aus ethischen Gründen zu einer restriktiven Waffenexportpolitik verpflichten.

Enttäuscht äußerte sich der Landesbischof über die Rolle der Vereinten Nationen. "Wir brauchen dringend eine UNO, die in der Lage ist, internationale polizeiliche Aufgaben zu erfüllen", sagte Bedford-Strohm. Die Bundesregierung solle mithelfen, die UN als "eigentlich zuständigen Akteur so schnell wie möglich handlungsfähig zu machen".