Christen fordern respektvolles Miteinander

Christen fordern respektvolles Miteinander
Mit einem Appell gegen den Missbrauch von Religion zu politischen Zwecken ist ein Missions-Kongress in Berlin zuende gegangen. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte, Kirchen könnten dabei helfen, unterschiedliche Facetten von Problemen zu sehen.

Zum Abschluss des zweitägigen internationalen Kongresses "Mission Respekt. Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt" haben die Teilnehmer ein friedliches Miteinander der Religionen gefordert. Dazu gebe es keine Alternative, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die am Donnerstag veröffentlicht wurde. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hatte auf dem Kongress die Kirchen aufgefordert, die Öffentlichkeit stärker für politische Entscheidungen zu sensibilisieren.

###mehr-artikel###

Zum Trägerkreis des Kongresses gehören die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, die Evangelische Allianz in Deutschland, Missionswerke, kirchliche und missionarische Organisationen. Deren Sprecher betonten, von Christen werde ein einladendes Bekenntnis des Glaubens und respektvolle Zuwendung zu Menschen anderer religiöser Überzeugungen erwartet. Gemeinsam müsse man sich denen entgegenstellen, die Religion missbrauchen, um politische und soziale Konflikte auszutragen und Andersglaubende zu verfolgen.

Veranstalter des Kongresses waren das Evangelische Missionswerk in Deutschland sowie das katholische Hilfswerk missio. Zu den rund 250 Teilnehmern zählten neben Bundestagspräsident Lammert der Parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Thomas Silberhorn (CSU), sowie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider.

Entscheidungshilfe für die Politik

"Wir befinden uns in einer Zeit, die durch eine heftige Wiederbelebung religiöser Bezüge geprägt ist", sagte Lammert. Einfache Antworten auf komplexe Sachverhalte gebe es nicht. Lammert bezog seine Aussagen dabei indirekt auch auf die aktuelle Debatte über mögliche Waffenlieferungen Deutschlands an die Kurden im Nordirak, um die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) zu bekämpfen. Man müsse sich die Frage stellen, was passiert, wenn man bereit ist zu helfen, sagte der CDU-Politiker. Mit rhetorischen Überlegungen sei es nicht getan. Die Kirchen könnten helfen, die unterschiedlichen Facetten politischer Entscheidungen aufzuzeigen.

Entwicklungs-Staatssekretär Silberhorn unterstrich die Bedeutung der Zusammenarbeit mit den Kirchen für die Entwicklungshilfe. "Viele Konflikte lassen sich nicht verstehen, ohne die Bezüge zu Religion und zum Glauben zu erfassen", sagte Silberhorn. Gerade die Kirchen seien besonders nah bei Menschen, man wolle daher die Zusammenarbeit mit den Kirchen verstärken.

Im Mittelpunkt des Kongresses standen die Bedeutung christlicher Mission sowie die Frage, wie Christen in einer pluralistischen, multireligiösen Gesellschaft ihren Glauben bekennen können. Zudem wurde über die Praxis von Mission in jenen Ländern debattiert, wo Missionierung verboten ist. Grundlage der Diskussionen ist das Dokument "Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt", auf das sich 2011 der Weltkirchenrat, der Vatikan und die Evangelische Weltallianz verständigt hatten. Die Kongressteilnehmer regten an, die Debatte über das Papier auch künftig fortzusetzen.