Reformierter Bund beklagt einseitige Israel-Debatte

Reformierter Bund beklagt einseitige Israel-Debatte
Der Vorsitzende des Reformierten Bundes, Peter Bukowski, hat eine oftmals einseitige Diskussion über den Nahost-Konflikt beklagt.

Wer Israels Siedlungspolitik kritisiere, sei deshalb kein Antisemit, sagte Bukowski der evangelischen Wochenzeitung "Unsere Kirche" (Bielefeld). Doch vermisse er ein Verständnis für die Lage, in der sich Israel befinde. "Israel wird fortwährend mit Raketen beschossen und zwar von einem Gegner, der ihm programmatisch sein Existenzrecht aberkennt", ergänzte der Theologe, der Direktor des Instituts für pastorale Ausbildung in Wuppertal ist.

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Bukowski sprach sich dafür aus, den Gaza-Krieg im Gottesdienst am "Israel-Sonntag" zu thematisieren. "Ich glaube, das geht gar nicht anders." Die Gottesdienstbesucher bekämen sonst den Eindruck, dass die Kirchen herumlavierten und sich vor den Fragen drückten, die sich durch die tägliche Berichterstattung aufdrängten. Mit dem Israel-Sonntag (24. August) erinnern die Kirchen an die Zerstörung des jüdischen Tempels und der Stadt Jerusalem im Jahr 70 nach Christi Geburt. Er dient auch der Rückbesinnung auf die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen. Seit den Gräueln der NS-Diktatur erinnern die Kirchen an diesem Tag vor allem an die Verfolgung der Juden.

Auch in den christlichen Gemeinden in Deutschland stünden sich Sympathisanten beider Lager einander vielfach unversöhnlich gegenüber, sagte Sylvia Bukowski, Juden-Christen-Beauftragte für den Reformierten Bund. "Die einen blenden die Unrechtstaten Israels aus, die anderen die der palästinensischen Seite." Die Verbrechen, die arabische Staaten an den Palästinensern verübt hätten, oder auch deren Weigerung, palästinensische Flüchtlinge zu integrieren, werde meist nicht wahrgenommen.

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Der evangelisch-reformierte Dachverband vertritt bundesweit rund 1,5 Millionen reformierten Christen. Dem konfessionellen Bund gehören neben Einzelpersonen etwa 350 Gemeinden aus der Evangelisch-reformierten Kirche und der Lippische Landeskirche sowie aus unierten Landeskirchen wie Rheinland und Westfalen an.  Der reformierte Zweig der evangelischen Kirche geht auf die Schweizer Reformatoren Ulrich Zwingli (1484-1531) und Johannes Calvin (1509-1564) zurück.