EKD für eine Schweigeminute am 1. August

EKD für eine Schweigeminute am 1. August
Die evangelische Kirche hatte 1914 fast einstimmig den Ausbruch des Ersten Weltkrieges befürwortet und Kriegsbegeisterung geschürt. Diese Haltung hat die Kirche inzwischen revidiert. In einem Wort des Rates räumt die EKD Fehler ein und tritt für Gewaltlosigkeit ein.

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges hat sich die evangelische Kirche für die friedliche Lösung von internationalen Konflikten ausgesprochen. "Gewalt bekommt in vielen Regionen ein dramatisches, neues Gesicht und kann sich neuer, erschreckender Technologien und Ideologien bedienen", heißt es in einem Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das am Montag in Hannover veröffentlicht wurde.

###mehr-artikel###

In dem Wort mit dem Titel "Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens" tritt die Kirche für einen uneingeschränkten Einsatz für das humanitäre Völkerrecht, für zivile Konfliktbearbeitung und Versöhnung ein. In den vergangenen Monaten sei die Gefährdung der europäischen Friedensordnung schmerzlich offenbar geworden. "Wir stehen in der Verantwortung für ihren Erhalt", betont die EKD, die in ihrem Wort an das Versagen der evangelischen Kirche im Ersten Weltkrieg erinnert.

In dem EKD-Papier heißt es, Kirche und Theologie in Deutschland hätten damals versagt angesichts der Aufgabe, zu Frieden und Versöhnung beizutragen und sich zu Anwälten der Menschlichkeit und des Lebens zu machen. Der Glaube an den versöhnenden Gott, die Verbundenheit mit anderen Kirchen und die Universalität des Glaubens hätten Kirche und Theologe 1914 "nicht vor Kriegsbegeisterung und -propaganda bewahrt, noch vor der Rechtfertigung nationaler Kriegsziele bis zum Ende".

Schweigeminute am 1. August in ganz Europa

Deshalb sei der deutsche Protestantismus nach Kriegsende nicht zu einer Versöhnungskraft geworden und habe sich 1933 nicht dem Gift des wieder aufkommenden Nationalismus entziehen können: "Zu sehr dem nationalistischen Zeitgeist verhaftet war ihre Theologie und zu schwach war ihr ökumenisches Bewusstsein." Die wenigen Mahner aus den Reihen des Protestantismus seien mundtot gemacht worden, wird in dem Kirchenwort eingeräumt: "Dieses Versagen und diese Schuld erfüllt uns heute mit tiefer Scham."

Die EKD unterstützt den Vorschlag der europäischen Protestanten, mit einer Schweigeminute der Opfer des Ersten Weltkrieges zu gedenken. Angesichts der noch immer sprachlos machenden Dimension des damaligen Grauens könnte ein Moment des Schweigens ein angemessenes Zeichen des Erinnerns sein, heißt es in einer Erklärung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Die Kirchengemeinschaft empfiehlt für den Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkrieges am 1. August, europaweit um 12 Uhr eine Schweigeminute einzulegen.

Aus Anlass des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren laden die Gemeinschaft Evangelischer Kirche in Europa, die Union der Protestantischen Kirchen in Elsass und Lothringen und die EKD für den 3. August nach Gunsbach im Elsass ein. Unweit von Gunsbach ist am selben Tag ein Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck und des französischen Präsidenten François Hollande am Gedenkort Hartmannsweilerkopf vorgesehen.