Das Spielzeug der Anderen ist immer am schönsten

Das Spielzeug der Anderen ist immer am schönsten
Versorgt genug - das sind die lieben Kleinen eigentlich nie. Es gibt doch so viele schöne Dinge! Und wie verhalten sich die herausgeforderten Eltern? Sie arbeiten mit Tricks.
29.02.2012
Von Nils Husmann

Es hat angefangen: Mein Sohn ist jetzt zwei Jahre alt und hat gelernt, dass es - erstens - seine eigene kleine Welt gibt, sein Zuhause, sein Zimmer, seine Spielsachen. Und - zweitens - den Rest Welt: die Kinderzimmer der Anderen. Und in denen stehen Sachen, die er nicht hat. Bagger zum Beispiel, richtig große, mit beweglicher Schaufel.

Rote Feuerwehrautos, die Tatütata machen und ein blaues Blinklicht haben. Oder eine Lampe, die sich zu drehen anfängt, und dann schwimmen die Umrisse von bunten Fischen an Wand und Decke entlang - dazu gibt es ein schönes Dämmerlicht. "Oh", sagt er, wenn er Dinge sieht, die nicht ihm gehören. Mit zwei Jahren ist das noch ein echtes, unverstelltes, ehrliches Staunen. "Ooooh!"

Mein Sohn verliert sich dann in den Zimmern der anderen Kinder, weil es dort so viel Neues gibt. Er verschwindet da gern mal für eine halbe Stunde. Klingt wenig, ist aber viel, wenn man jahrelang davon entwöhnt worden war, einfach mal ein ruhiges Gespräch zu führen und dazu eine Tasse Kaffee. Luxus!

Die Wunschliste im Kopf

Es bedarf gar keiner Absprache, keiner Wunschliste (die kann er ja eh noch nicht schreiben), keiner Erinnerung, keiner Diskussion. Es ist einfach nur eine sich selbst erfüllende Verlockung: Unser Sohn braucht all diese bewunderten Dinge aus den Zimmern der Anderen auch. Er beschäftigt sich schließlich ganz toll damit, er lernt dabei, wenn wir in Ruhe Kaffee trinken. Und tatsächlich, als wir ihm den Bagger zeigen, macht er wunschgemäß große Augen und sagt "Oooooh". Und: "Ich mach soooooooooo!", dazu rüttelt er an der Baggerschaufel, die dann alsbald abbricht.

Der Bagger und das Feuerwehrauto haben sich mittlerweile dergestalt in der Wohnung vermehrt, dass sie allesamt in mehrere Teile zerbrochen sind. Nutzlos. Zum Glück hat er das in den Zimmern der Anderen noch nie gemacht, da ist er irgendwie ehrfürchtiger. Dafür spielt er bei uns nun lieber wieder mit Kochtöpfen.

Die scheppern ganz schön laut, aber auch mit denen vergisst er sich, wenn er sie mit den Styroporschnipseln befüllt, in die das Feuerwehrauto mal eingebettet war: Das sind seine Nudeln, und die kocht er dann. Mit Glück eine halbe Stunde lang. Und wenn wir so tun, als würden wir die Nudeln probieren und dann überrascht tun und "Heiß!" rufen, dann sagt er: "Oh! Vorsicht!" Und freut sich. Toll, die Packung allein hätte es also auch getan.

Ach, übrigens, die Lampe, die Lichtfische auf die Wand wirft, die haben wir auch gekauft. Zum Glück, die ist wirklich schön, und der Kleine guckt den Fischen nun abends immer zu, bis er eingeschlafen ist. Jetzt kann man ja wieder öfter rausgehen, und so ein paar Stunden im Sandkasten und auf der Rutsche machen auch ganz schön müde.


Nils Husmann ist chrismon-Redakteur.