Bischof Dröge "tief erschüttert" über Mordserie

Bischof Dröge "tief erschüttert" über Mordserie
Der evangelische Bischof Markus Dröge hat sich "tief erschüttert" über das Ausmaß rechtsextremer Gewalt in Deutschland geäußert. In einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) mahnte der Bischof der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zudem Kirchengemeinden, rechtsextremistische Bestrebungen in ihrem Bereich nicht zu übersehen.
17.11.2011
Die Fragen stellte Jens Büttner

Waren Sie überrascht, als Sie von der mutmaßlich rechtsextremen Mordserie an Migranten erfahren haben?

Dröge: Mich hat die Nachricht von der Mordserie tief erschüttert. Ich habe mich gefragt, wie es dazu kommen konnte, dass der Verfassungsschutz diese Möglichkeit nicht früher ins Auge gefasst hat. Zugleich bestürzt mich, dass von "Döner-Morden" geredet wird. Es geht um Menschen und nicht um Sachen.

Wie vertragen sich rechtsextreme Einstellungen mit dem christlichen Menschenbild?

Dröge: Rechtsextreme Einstellungen passen gar nicht zum christlichen Menschenbild. Dieses ist geprägt von einer tiefen Überzeugung der Würde und des Wertes jedes einzelnen Menschen. Jeder Mensch ist gleichermaßen von Gott geliebt. Rassismus und Rechtsextremismus leugnen die Gleichwertigkeit aller Menschen, deshalb widersprechen sie dem biblischen Bild vom Menschen.

Wie sollten Kirchengemeinden reagieren, wenn sich langjährige Gemeindemitglieder als rechtsextrem outen? Was muss die Kirche insgesamt gegen dieses Phänomen tun? Reichen die bisherigen Bemühungen, etwa im Arbeitskreis Kirche und Rechtsextremismus aus?

Dröge: Schon 2008 haben wir als Landeskirche eine Broschüre herausgegeben, die sich mit dem Rechtsextremismus auseinandersetzt. Diese empfiehlt drei Schritte: hinsehen - wahrnehmen - ansprechen. Kirchengemeinden sollen rechtsextreme Bestrebungen in ihrem Bereich nicht übersehen. Sie sollen sich informieren und mit dem Phänomen kritisch auseinandersetzen. Und schließlich sollen sie das Problem offen ansprechen. Vielfach passiert das schon: So engagiert sich die evangelische Kirche seit vielen Jahren im Aktionsbündnis Brandenburg gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Generalsuperintendentin Heilgard Asmus hat dort seit 2010 den Vorsitz. Lokale und überregionale Initiativen organisieren gemeinsam fantasievolle Aktionen oder rufen zu Gegendemonstrationen auf, wie neulich gegen den Bundesparteitag der rechtsextremen NPD in Neuruppin. Durch das breite zivilgesellschaftliche Engagement ist die Zahl der Aufmärsche in den letzten Jahren maßgeblich gesunken. Das ist ein Erfolg.

epd