"Tagesschau"-App: Die ARD ist zum Gespräch bereit

"Tagesschau"-App: Die ARD ist zum Gespräch bereit
Die "Tagesschau"-App für Smartphones und Kleincomputer ist beliebt, aber umstritten. Gibt es eine Kompromissmöglichkeit zwischen Zeitungsverlegern und ARD?

In den erbitterten Streit zwischen Zeitungsverlegern und ARD um die "Tagesschau"-App für Smartphones und Tablet-Computer kommt Bewegung. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel signalisierte Gesprächsbereitschaft mit den Verlegern. "Wir können uns darüber unterhalten, wie viel Text und ob wir mehr Video einsetzen", sagte Piel, die auch WDR-Intendantin ist, am Mittwoch nach einer Konferenz der ARD-Intendanten in Potsdam. Ganz ohne Text werde es aber nicht gehen, betonte RBB-Intendantin Dagmar Reim.

[listbox:title=Mehr im Netz["Tagesschau" fürs Handy##ZDF-Mediathek-App]]

Der Geschäftsführer der Zeitungsgruppe WAZ und Vorsitzende der NRW-Zeitungsverleger, Christian Nienhaus, forderte dagegen, dass ARD und ZDF auf presseähnliche Texte im Internet verzichten. "Audios und Videos hingegen gehören zum öffentlich-rechtlichen Auftrag und könnten auch im Internet angeboten werden." Die ZDF-Mediathek sei ein Beispiel dafür, dass es auch ohne ausschweifende Texte gehe, erklärte Nienhaus in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa. Mehrere Verlage haben Klage gegen die "Tagesschau"-App eingereicht.

"Möglich wäre, bei der "Tagesschau"-App den Video- und Audioanteil noch weiter in den Vordergrund zu rücken, auch wenn ich für den anhängigen Rechtsstreit keine unmittelbare Veranlassung sehe", hatte Piel in einem parallel geführten dpa-Interview erklärt.

Online-Plattform für junge Leute geplant

In der vergangenen Woche hatte der Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Axel Springer, Mathias Döpfner, einen Kompromiss vorgeschlagen: ARD und ZDF könnten Bewegtbilder und Audiobeiträge uneingeschränkt und gratis online verbreiten dürfen. Zusatzangebote mit Text wie sie etwa auch Printmedien ins Netz stellen, sollten die Sender nur kostenpflichtig zu marktüblichen Preisen anbieten dürfen.

Unterdessen drängen die Rundfunk- und Verwaltungsräte der neun ARD-Anstalten auf eine weitere Internet-Offensive: Sobald wie möglich sollte die ARD die TV- und Hörfunkangebote für das jüngere Publikum auf einer Online-Plattform bündeln. Damit werde die Chance erhöht, dass die bereits bestehenden Angebote überhaupt gefunden und zur Kenntnis genommen werden. Es sei eine "Daueraufgabe von höchster Priorität", dass die ARD alle Zielgruppen unterhalb des durchschnittlichen Zuschaueralters erreicht, betonte die Vorsitzende der Gremienkonferenz, Ruth Hieronymi.

"Gesetzlicher Auftrag"

Nienhaus erklärte, Qualitätsmedien werde es in Zukunft nur geben, wenn sie solide finanziert seien. Eine textbasierte Berichterstattung von ARD und ZDF stoße in den Kernbereich der Presse vor und habe noch nie zu den Aufgaben der Öffentlich-Rechtlichen gezählt. Verlage könnten im digitalen Wandel nicht die notwendigen Erlöse erzielen, wenn die gebührenfinanzierten Sender kostenlose Volltextdienste anböten.

Piel betonte dagegen: "Ich sehe nicht, dass wir mit der "Tagesschau"-App das Geschäft der Zeitungsverlage kaputt machen. Die "Tagesschau"-App ist schließlich keine Zeitung, sondern bietet genau das, was es seit 1996 bereits auf "tagesschau.de" gibt." Damit erfülle die ARD ihren gesetzlichen Auftrag.

Mehr als ein Fünftel der rund 50 Millionen deutschen Online-Nutzer verfüge über ein Smartphone oder einen Tablet-Computer. "Das kann und darf die ARD nicht ignorieren. Unser Publikum erwartet - zu Recht - dass es die Inhalte, für die es Rundfunkgebühren bezahlt hat, auch auf allen relevanten Endgeräten abrufen kann."

dpa