Zehn Jahre 11. September: Stilles Gedenken weltweit

Zehn Jahre 11. September: Stilles Gedenken weltweit
Der Anschlag war beispiellos, das Entsetzen grenzenlos und die Folgen epochal: Doch das Gedenken an die Anschläge des 11. Septembers 2001 soll am Sonntag still sein. An allen Schauplätzen der Terroranschläge in den USA wird es Trauerfeiern geben, weltweit gibt es Gedenkfeiern. Doch statt der kämpferischen sollen ruhige und optimistische Töne im Vordergrund stehen.

Schon am Samstag hatte es Trauerfeiern gegeben. So etwa von der New Yorker Feuerwehr, die hunderte Kameraden verloren hatte und bis heute unter diesem Blutzoll leidet. In Shanksville im US-Bundesstaat Pennsylvania, wo eine der vier entführten Maschinen abstürzte, sollten 2982 Lichte entzündet werden - eines für jedes Opfer.

In New York legte die "USS New York" an. In dem Landungsschiff sind einige Tonnen Stahl aus den beiden eingestürzten Türmen des World Trade Centers verbaut. Eigentlich werden nur taktische Atom-U-Boote (SSN) nach Städten und strategische (SSBN) nach US-Staaten benannt. Bei der 2008 getauften "USS New York" wurde aber demonstrativ eine Ausnahme gemacht, um ein Überwasserkampfschiff "im Kampf gegen den Terror" so zu benennen.

Der Sonntag beginnt im ganzen Land mit Gottesdiensten, unter anderem in der National Cathedral in Washington. Etwas später werden in New York der Gedenkpark und das Museum am Ground Zero eröffnet. Nur die Hälfte der Fläche wird wieder bebaut, die andere ist dem Mahnmal an "9/11" vorbehalten.

Sicherheitsmaßnahmen in New York sind massiv verstärkt

Kernstück sind zwei große quadratische Becken von 60 Metern Kantenlänge an jener Stelle, an der einst die Zwillingstürme des World Trade Centers standen. Von den Rändern, an denen die Namen der fast 3000 Opfer stehen, stürzt Wasser fast zehn Meter in die Tiefe. Das Museum wird am gleichen Tag wieder geschlossen und erst im nächsten Jahr endgültig eröffnet. Der Gedenkpark, am zehnten Jahrestag den Hinterbliebenen und Überlebenden vorbehalten, wird ab Montag begehbar sein. Allerdings sind Karten notwendig, die aber kostenlos sind und nur den Besucherstrom steuern sollen.

An der Trauerfeier in New York wird auch Präsident Barack Obama teilnehmen. Er wird aber dem Vernehmen nach keine Rede halten. Die mehrstündige Feier wird immer wieder von Schweigeminuten unterbrochen - zu genau jenen Zeiten, als vor zehn Jahren die Türme getroffen wurden, als sie einstürzten, als ein Flugzeug das Pentagon traf und ein weiteres in Shanksville abstürzte.

New York stand am Wochenende des Gedenkens unter großer Spannung: Berichten zufolge befürchten die Behörden eine Autobombe, möglicherweise von der Größe eines Lastwagens, die in einem der New Yorker Tunnel oder auf einer der Brücken gezündet werden könnte. Wegen genau dieser Befürchtung waren die Hauptverkehrsadern in den vergangenen Jahren für 850 Millionen Dollar (610 Millionen Euro) "gehärtet" worden: Die Tunnel bekamen einen Mantel und die Brücken Verstärkungen. Damit sollen sie auch größeren Sprengstoffanschlägen standhalten können. Die Behörden suchten am Samstag noch nach drei Verdächtigen, von denen sich mindestens bereits einer in den USA befinde.

Terrorschreck vor dem Gedenken auch in Berlin

Auch in Berlin gab es einen Terrorschreck. Die Polizei nahm zwei Männer fest, die verdächtigt werden, sich gemeinsam Chemikalien für den Bau einer Bombe besorgt zu haben. "Es gibt einen dringenden Tatverdacht und es besteht Fluchtgefahr", sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. Die Männer stünden im Verdacht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet zu haben. Die Bundesanwaltschaft übernahm gleichwohl zunächst nicht die Ermittlungen. Nach Informationen des Magazins "Der Spiegel" gehören die Beiden offensichtlich zum Umfeld terroristischer Gruppen in Afghanistan.

Der Opfer der Anschläge vom 11. September wird nicht nur in New York, sondern auch in Paris, London und Berlin gedacht. Bundespräsident Christian Wulff wird am Sonntagvormittag gemeinsam mit dem US-Botschafter Philip D. Murphy zum Gedenkgottesdienst in die American Church kommen, der von christlichen, jüdischen und muslimischen Geistlichen gestaltet wird. Danach will der Bundespräsident bei einer Veranstaltung in München an die Opfer erinnern. Zugleich wollen Menschen unterschiedlicher Religionen bei einem Friedensfest am Brandenburger Tor ein Zeichen gegen Terror und Gewalt setzen. Am Abend gibt es noch einen Gottesdienst im Berliner Dom.

dpa