Attentäter von Stockholm hatte vermutlich Helfer

Attentäter von Stockholm hatte vermutlich Helfer
Wer sind die Helfer des Stockholmer Selbstmordattentäters? Die Polizei ist inzwischen überzeugt, dass es Mittäter gibt und fahndet mit Hochdruck. Bis zu seinem versuchten Anschlag war der Mann für die Behörden ein unbeschriebenes Blatt.

Der Stockholmer Selbstmordattentäter hat wahrscheinlich Komplizen gehabt und ist in England sowie in Ausbildungslagern in Pakistan geschult worden. Zwei Tage nach dem Anschlag mitten in der Einkaufszone von Schwedens Hauptstadt zeigte sich die Polizei am Montag weitgehend sicher, dass der 28-Jährige Helfer bei der Vorbereitung der Tat hatte.

Staatsanwalt Thomas Lindstrand sagte, das Attentat sei zwar fehlgeschlagen, aber "gut vorbereitet" gewesen. Deshalb gehe man von Helfern bei der Planung aus. Es gebe aber bisher keine konkret Verdächtigen. Der Attentäter hatte sich am Samstag in einer Stockholmer Einkaufsstraße in die Luft gesprengt und war sofort tot. Bei einer kurz zuvor von ihm ausgelösten Explosion seines Autos wurden zwei Passanten leicht verletzt.

Der 28-Jährige war der Polizei und dem für die Terrorbekämpfung zuständigen Sicherheitsdienst Säpo bis zu dem Anschlag "völlig unbekannt", wie Lindstrand erklärte. Britische und schwedische Medien berichteten übereinstimmend, der Schwede sei irakischer Abstammung. Er heiße Taimur Abdulwahab al-Abdali. Er habe mit seiner Frau und drei Kindern in der britischen Stadt Luton nördlich von London gewohnt.

Keine Festnahmen

Die britische Polizei durchsuchte in der Nacht zum Montag die Wohnung in Luton. Scotland Yard teilte mit, dass es keine Festnahmen gegeben habe. Auch habe man kein gefährliches Material sichergestellt, berichtete die Nachrichtenagentur PA.

Lindstrand sagte, dass der Anschlag aus Sicht des Attentäters misslungen sei: "Er muss wohl irgendwelche Fehler gemacht haben, so dass eine der Bomben an seinem Körper zu früh detoniert ist." Der Mann sei "mit Sprengstoff sehr gut ausgerüstet gewesen", so dass man als Ziel den Tod vieler Menschen annehmen müsse. Als möglicher Orte für die eigentlich geplante Explosion nannte der Staatsanwalt den Stockholmer Hauptbahnhof oder das Kaufhaus Åhléns.

Nach Angaben von Schwedens größter Zeitung "Aftonbladet" war der Attentäter 1992 mit seinen Eltern nach Schweden gekommen. Nach dem Abitur begann er 2001 ein Studium an der englischen Universität Bedfordshire und schloss sich radikalislamistischen Gruppen in Luton an. Die Stadt hat einen hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Am Lutoner Bahnhof hatten sich auch die Attentäter vom 7. Juli 2005 versammelt, bevor sie zu ihren Anschlägen auf die Londoner U-Bahn und einen Linienbus starteten. Dabei starben damals 52 Menschen.

Verbindung zu Al-Kaida

Völlig unklar blieben mögliche Verbindungen des Selbstmordattentäters zum Terrornetz Al-Kaida, zu dem er sich auch in Facebook-Mitteilungen bekannte. Auf Verbindungen zu Al-Kaida- Terroristen im Irak gibt es auch Hinweise auf verschiedenen Websites islamistischer Extremisten. Doch Details über den Lebenslauf des gebürtigen Irakers deuten darauf hin, dass er nicht in der Heimat seiner Eltern für den Kampf gegen "Ungläubige" indoktriniert wurde, sondern in Islamisten-Zirkeln in Europa.

"Aftonbladet" zitierte aus einer Kontaktanzeige in einer Dating- Site für Muslime, in der der 28-Jährige nach einer Zweitfrau suchte. Darin kündigte er auch an, dass er in ein arabisches Land umziehen wolle. Wenige Minuten vor den beiden Explosionen hatte er in einer Erklärung an die Polizei und die Nachrichtenagentur TT seine Familie um Verzeihung gebeten, weil er ihnen nicht die Wahrheit über die Trainungsaufenthalte für Terroranschläge im Ausland gesagt habe.

dpa