Die Auferstehung

Susanne

Hallo Herr Muchlinsky,

ich mache mir über alles Mögliche so meine Gedanken und habe viele Fragen. Oft "bastel" ich mir selbst eine Antwort zusammen. Dabei weiß ich natürlich nie, ob meine selbst "gebastelte" Antwort auch richtig ist. Solange ich aber keine Antwort von kompetenter Seite her auf meine Fragen habe, geistern diese ewig in meinem Kopf herum. Zu einer dieser Fragen habe ich im vergangenen Jahr meine Gedanken und laienhaften Antworten in der Community bei evangelisch.de versucht, in Worte zu fassen. Ich würde mich sehr freuen, zum Thema "Auferstehung" von theologischer Seite aus eine Antwort zu bekommen. Meine eigenen Gedanken finden sie im unten aufgeführten Text. Viele Grüße Susanne

Quote: Tod und Auferstehung Jesu verstehen - Ist das möglich? Die Fastenzeit ist die Zeit im Jahr, in der ich intensiv über die Passionsgeschichte Jesu nachdenke. Doch meine Gedanken waren immer sehr schnell zu Ende gedacht, wenn es um das Verstehen der Leidensgeschichte Jesu ging. Was Tod ist, das weiß eigentlich jeder von uns. In unserer Gesellschaft ein Thema, dass gerne aus dem Leben ausgeklammert wird. So richtig gerne spricht keiner davon. Ist ja auch ein sehr unangenehmes Gesprächsthema. Bei dem Begriff "Auferstehung", im Besonderen bei der Auferstehung Jesu, da war es mit meinen Gedanken schon vorbei. Die Auferstehung ist für mich etwas so unbegreifliches, dass ich sie, zumindest bisher, nicht verstehen konnte. Es war für mich buchstäblich ein "Buch mit sieben Siegeln", die Auferstehung. Vor kurzem bekam ich ein kleines Büchlein in die Hand mit dem Titel: "Musste Jesus für uns sterben?" - Deutungen des Todes Jesu von Helmut Fischer. Nachdem ich dieses Büchlein gelesen habe, kann ich nun meine Gedanken über den Tod Jesus am Karfreitag, bis zu seiner Auferstehung am Ostersonntag, zu Ende denken. Ich will versuchen, meine Gedanken hier in Worte zu fassen. Es fängt wirklich bei Adam und Eva an. In der Schöpfungsgeschichte der Bibel lesen wir, dass Gott als letztes in seinem Schöpfungswerk den Menschen erschuf. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf ihn als Mann und Frau. 1. Mose 1,27 Der Mensch (Adam) lebte mit seiner Gehilfin (Eva) zusammen im Paradies und alles war gut. Dann kam der Tag, an dem alles anders wurde, als Gott sich das gedacht hatte. Eva aß von den Früchten des Baumes (Apfel) von dem Gott den Menschen verboten hatte zu essen. Und sie gab auch Adam davon und er aß ebenfalls. Damit war die Sünde bei den Menschen angekommen. Mit dieser Tat hat Adam der gesamten Menschheit die Sünde vererbt (Erbsünde). Daraufhin verwies Gott den Menschen aus dem Paradies. Seitdem lebt der Mensch, verstrickt in seinen Sünden bis zum Tod, auf der Erde. Der Sünde Sold ist der Tod;.......... Römer 6,23 Im weiteren Verlauf des Alten Testaments ist zu lesen, dass Gott den Menschen die unterschiedlichsten Opfergesetze gab. Darunter auch das "Sündopfer" 3. Mose 4,1-35. Das Opfern von Tieren (Stier, Ziegenbock, Ziege, Schaf) die ohne einen Fehler sein müssen, nach streng einzuhaltenden Opferritualen, soll den sündigen Menschen von seiner Sünde befreien und so die Kluft, die durch die Sünde zwischen Gott und den Menschen entstanden ist, beseitigen. Diese Opferrituale müssen nach jeder Sünde von neuem vollzogen werden. Der Mensch muss sich seiner Sünde bewusst sein und er muss sie bereuen. War der Tod Jesu also ein Sühneopfer? Hat Jesus, durch seinen Tod am Kreuz, die Sünden der Menschen auf sich genommen, so wie das Opfertier in den Opferritualen aus dem Alten Testament, und so die Kluft zwischen Gott und den Menschen aufgehoben? Um die Kluft, die durch die Sünde, zwischen Gott und den Menschen steht, zu entkräften, muss ein Mensch ohne Sünde da sein. Gott selbst kam in seinem Sohn Jesus als Mensch auf die Erde. Jesus war Mensch wie wir, mit dem Unterschied: Er war ohne Sünde. Er hat den Menschen in Worten und Wundertaten gezeigt was erfülltes Leben ist. Er hat uns gezeigt, wie wir miteinander in Frieden leben sollen. Er hat in Liebe zu uns Menschen gehandelt. Jesus ist Mensch gewordene Liebe. Da er ohne Sünde war, konnte er die Sünde, die tief in jedem von uns Menschen verwurzelt ist, auf sich nehmen und den Tod, den wir eigentlich verdient hätten, für uns sterben, um uns von der Sünde zu befreien und so den Weg zu Gott frei zu machen. Selbst diesen Schritt ist Jesus aus Liebe zu der sündigen Menschheit gegangen. Er hat die Sünden aller Menschen auf sich genommen. Er ist am Kreuz für uns gestorben. (Karfreitag) Er hat unsere Sünden mit ins Totenreich genommen. Dort hat er sie abgelegt. (Das Totenreich also ein "Endlager" für unsere Sünden?) Jesus war nun wieder so, wie vor seinem Tod. Ein Mensch ohne Sünde, ein Mensch erfüllt mit Liebe. Und die Liebe stirbt nicht. Darum musste Jesus am dritten Tag nach seinem Tod das Totenreich verlassen. Die Auferstehung. (Ostern) Befreit von unserer Sünde sind wir Menschen nun wieder das Ebenbild Gottes. Die Sünde, die uns von Gott getrennt hat, ist bis in alle Ewigkeit von uns genommen. Das Gute, die Liebe im Menschen lebt weiter, weil die Liebe nicht sterben kann. Das ist Auferstehung und ewiges Leben. ................ die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserm Herrn. Römer 6,23. Das Einzige, was wir Menschen heute noch tun müssen ist: An Jesus Christus, seinen Tod und seine Auferstehung glauben, unsere Sünden bereuen und um Vergebung bitten. Das ist aber nicht immer einfach.

Liebe Susanne,

wie verabredet, nutze ich für meine Antwort unsere E-Mail-Korrespondenz, denn ich hatte zunächst nicht verstanden, worauf Ihre Frage genau zielt. So ging es also weiter:

Frank Muchlinsky per eMail wrote: Liebe Susanne,

bei der von Ihnen erwähnten Frage wollte ich mir mit der Beantwortung noch ein wenig Zeit lassen, denn sie ist in der Tat sehr lang, und ich muss gestehen, dass ich nicht ganz verstehe, was genau Sie wissen möchten.

Verstanden habe ich, dass Sie eine Meinung eines Theologen zum Thema Auferstehung haben möchten, aber das Buch, das Sie weiter unten zitieren, behandelt vor allem die Frage nach dem Kreuzestod Jesu. Geht es Ihnen darum, dass Sie wissen möchten WARUM Jesus auferstanden ist? Oder darum, WIE ich mir das vorstellen muss? oder geht es Ihnen um die Frage, wie man sich die Auferstehung der Toten vorstellen kann? Oder um die Frage nach dem leben nach dem Tod? Diese Fragen hängen zwar alle miteinander zusammen, aber es sind doch ganz eigene Fragen. Und wenn ich auf der Seite Ihre Frage beantworten soll, dann brauche ich von Ihnen eine etwas konkretere Frage, sonst müsste ich eine ganze Dogmatik schreiben.

Herzliche Grüße zunächst

Frank Muchlinsky

 

Susanne per eMail wrote: Hallo Herr Muchlinsky,

mir geht es um eine Antwort, rund um das Thema Tod und Auferstehung Jesu und um die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben aus theologischer Sicht.

Wie und warum ist Jesus auferstanden? "Böse Zungen" behaupten oft, dass Jesus gar nicht richtig tot war. Aber das kann ich nicht glauben. Dann wäre doch alles ohne Sinn. Außerdem beschäftigt mich die Frage wie das mit der Auferstehung von den Toten und dem ewigen Leben ist? Was bleibt vom Menschen und erfährt die Auferstehung und das ewige Leben? Ist es die Seele, das Gute, das Liebenswürdige......... eines Menschen, was ewig Leben wird? Gibt es eine leibliche Auferstehung von den Toten? Wird also auch eine Art Körper ewig leben?

In 1. Korinther 15 habe ich viel über die Auferstehung gelesen. Aber das, was da steht, ist für mich nicht so richtig nachvollziehbar und dann wird es mit dem Verstehen schwer.

Viele Grüße
Susanne 

 

Die Auferstehung ist für jeden Menschen ein „Buch mit sieben Siegeln“. Wir können nicht wissen, was nach dem Tod auf uns zukommt. Auch Theologen haben hier keine Einsichten, sondern lediglich Hoffnungen und eine gewisse Kenntnis dessen, wie sich die verschiedenen Vorstellungen von der Auferstehung entwickelt haben und weiter entwickeln. Es ist also etwas sehr Gutes, dass Sie sich Ihre Antworten auf dies Frage selbst „basteln“, wie Sie es nennen, denn letztlich geht es um Glaubensaussagen. Niemand kann Ihnen sagen, wie Sie sich das genau vorzustellen haben mit der Auferstehung, weil es einfach niemand weiß. Schon in der Bibel gibt es ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, wie wir uns das vorstellen können mit der Auferstehung.

Es zieht sich allerdings als roter faden durch das neue Testament, dass die Auferstehung Jesu der Grund für die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod ist. Wer Jesus nachfolgt, kann auf das ewige Leben hoffen.

An dieser Stelle ein kleiner Ausflug in das Buch, dass Sie in Ihrem Beitrag so ausführlich zitieren:

In der Tat geht es dem Autoren, Helmut Fischer, darum, vor allem die Bedeutung des Todes Jesu zu erklären. Dabei ist Jesu Auferstehung natürlich ebenfalls wichtig, doch geht es eben um die Frage „Musste das wirklich sein, dass Jesus starb? Wieso soll das für uns eine (Heils)Bedeutung haben? Fischer geht in seinem Büchlein darum verschiedene Deutungen des Todes Jesu durch, die sich bereits in der Bibel abzeichnen und später im Laufe der Kirchengeschichte entwickeln. Die von Ihnen geschilderte Erklärung des Kreuzesgeschehens als Sühneopfer stammt con Anselm von Canterbury. Fischer stellt sie ausführlich dar, doch geht es ihm letztlich darum deutlich zu machen, dass es von Anbeginn der Christenheit eine Aufgabe der Christen war, sich dieser Frage immer wieder zu stellen und sie immer wieder (neu) zu beantworten.

Auch wenn Fischers Buch nicht ganz Ihr Thema trifft, sollten Sie diesen Gedanken festhalten: Theologische Aussagen sind immer wieder zu hinterfragen, jede Christin ist aufgefordert, sich ihre eigene Vorstellung zu machen. Mit anderen Worten: Wo bereits die biblischen Zeugnisse nicht eindeutig sind, müssen wir schauen, was uns am ehesten einleuchtend ist.

Nun wieder zu Ihren Fragen:

Sie fragen: „Wie und warum ist Jesus auferstanden?“ Beide Fragen hier lassen sich nicht anders als durch Glaubensaussagen beantworten: Wie? Nun, dadurch, dass Gott ihn am dritten Tage auferweckte. Die Bibel erzählt, dass er sich seinen Jüngerinnen und Jüngern durchaus in menschlicher Gestalt zeigte, mit Wundmahlen und allem drum und dran.

Die Spekulation, dass dies einfach ein Trick gewesen sei, dass er gar nicht richtig tot war, haben Sie ja bereits selbst kommentiert mit: Dann macht das alles keinen Sinn. Genau das ist der springende Punkt: Für den christlichen Glauben ist der Glaube an die Auferstehung Jesu absolut notwendig. Denn – und damit sind wir bei der Frage nach dem „Warum“ – es ist ja auferstanden um sein „Heilswerk“ zu vollenden. Da sind wir wieder bei dem Buch von Fischer, das Sie gelesen haben: Gottes Heilsplan mit den Menschen braucht es, dass Gott ganz Mensch wird und als solcher stirbt und wieder aufersteht.

Und – das habe ich weiter oben schon geschrieben – daraus ergibt sich eben auch die Hoffnung der Christenheit darauf, dass die Macht des Todes gebrochen ist.

Kommen wir also zur Frage nach der Auferstehung und dem ewigen Leben. Hier betreten wir wirklich einen Boden, der vor allem von Hoffung getragen ist – nicht von Eindeutigkeiten. Wir haben ein paar Zeugnisse in der Bibel (wie Sie ja auch gelesen haben), aber die Autoren des Neuen Testaments waren natürlich ebenso überfragt, wie genau das wohl aussehen könnte mit dem Leben nach dem Tod, wie wir das heute sind. So entstanden verschiedene Ideen zu diesem Thema, aus denen sich die Vorstellung entwickelte, die wir im Apostolischen Glaubensbekenntnis sprechen: „ … von dort wird er (Jesus Christus) kommen, zu richten die Lebenden und die Toten … (Ich glaube an) die Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ In diesen Formulierungen ist komprimiert, wie sich die Kirche vorstellt, was nach dem Tod kommt:
Jesus wird wiederkommen, um das Gericht zu halten über alle Menschen – Lebende wie Tote.

Dazu müssen die Toten auferstehen – und es ist in der Tat so, dass man sich das als leibliche Auferstehung vorstellen kann.

Nach dem Gericht erst kommt das ewige Leben – in „Unverweslichkeit“, wie Paulus es ausdrückt. Also, nach der Auferstehung folgt das ewige Leben in Vollkommenheit.

Was nun mit den Seelen der Menschen ist, bis es so weit ist, dass die Toten auferstehen, dazu hat sich die Kirche im Laufe der Zeit viele Gedanken gemacht: Sind sie gleich bei Gott? Müssen sie erst wie in einem Feuer „geläutert“ werden? Schlafen die Toten einfach? Vieles kann man sich da denken. Einig sind sich die Kirchen und TheologInnen aber in einem: Eine Seelenwanderung passt nicht in das christliche Weltbild, denn es macht die Einzigartigkeit einer menschlichen Existenz zunichte.

Nun grüße ich Sie sehr herzlich und hoffe, dass ich Ihnen ein paar Anknüpfungspunkte für Ihre Überlegungen geben konnte.

Frank Muchlinsky

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