Wie ist das Verhältnis von Kleinem zu Großem Katechismus?

Michael Albert
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Eine Frau zeigt auf das achte Gebot "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Naechsten" in "Der Kleine Katechismus" von Martin Luther (1483-1546). Fast jeden Tag wird ein bisschen geflunkert. Meist aus Hoeflichkeit, denn kleine Unwahrheiten koennen das Zusammenleben erleichtern. Egoistische Luegen zerstoeren dagegen Vertrauen und koennen Partnerschaften gefaehrden. (Siehe epd-Feature vom 20.03.2017)

Lieber Herr Muchlinsky,
wie genau ist das Verhältnis von Kleinem und Großem Katechismus?
Hatte Luther jeweils verschiedene Intentionen, und wer waren die Adressaten des jeweiligen Katechismus?
Liebe Grüße
Herr Albert

Lieber Herr Albert,

 

Luther Grundintention des Großen Katechismus wie des Kleinen Katechismus ist dieselbe: Es geht darum, die Kernelemente des christlichen Glaubens weiterzugeben. Es geht also in beiden Schriften um dieselben Inhalte:

  • Die Zehn Gebote
  • Das Glaubensbekenntnis
  • Das Vaterunser
  • Die Sakramente

Katechismen sind im Grunde genommen Unterrichtsmaterialen. Darum erinnert der Inhalt des Katechismus auch deutlich an die Inhalte des Konfirmandenunterrichts. Gleichzeitig ist ein Katechismus eben eine Auslegung dieser wichtigen Glaubensinhalte, und also mit Predigten zu vergleichen.

 

Luther benutzte darum auch einige seiner eigenen Predigten als Grundlage, als er 1528 begann, seinen Katechismus zu schreiben. Es ging ihm dabei darum, das reformatorische Verständnis der christlichen Kernstücke möglichst weit zu verbreiten. Ihm war bei Visitationsreisen deutlich geworden, dass an vielen Orten ein dringender Bedarf an solchen Erläuterungen bestand.

Bevor der Katechismus fertiggestellt und veröffentlicht wurde, brachte Luther bereits einzelne Teile, also kurze Erläuterungen zu den einzelnen Inhalten heraus. Schon die Art des Drucks verrät, dass Luther mit dem, was einmal der "Kleine Katechismus" werden sollte, etwas Komprimiertes erschaffen wollte. Es sollte etwas sein, das man zur Not auch auswendig lernen konnte und vor allem etwas, das auf jeweils eine einzige Druckseite passt. Die ersten Stücke waren jeweils Tafeldrucke, das heißt, dass die ganze Seite auf einer Platte eingraviert wurde. Dieses Verfahren war zur Reformationszeit zwar schon ein wenig veraltet, aber es lohnte sich für die massenweise Herstellung einzelner Blätter hervorragend.

 

Als Luther schließlich seinen (eigentlichen, großen) Katechismus veröffentlichte, wurde der mit einer "Vermahnung an alle Christen, sonderlich aber an alle Pfarrherrn und Prediger" versehen. Die Zielgruppe ist beim Großen Katechismus sind diejenigen, die predigen. Der kleine Katechismus erschien als "gesammeltes Werk" kurz nach dem Großen. Er richtete sich an alle Christen gleichermaßen.

 

Herzliche Grüße!

Frank Muchlinsky

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