Was gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines Pfarrers?

Ingrid Mueller

Ist ein Pfarrer, der kein Interesse hat an Jugend, Seniorenarbeit, für den Seelsorge ein Fremdwort ist, der immer nur jammert über seine persönlichen Umstände, der nur an Bauprojekten interessiert ist, eigentlich ein guter Pfarrer?

Liebe Frau Müller, 

 

ja - das ist eine sehr gute Frage! Was macht eigentlich einen guten Pfarrer oder eine gute Pfarrerin aus? 

Ganz grundsätzlich sind die Aufgaben einer jeden Pfarrperson natürlich schriftlich in einer Dienstordnung festgehalten. Diese unterscheiden sich von Landeskirche zu Landeskirche, sind aber in Bezug auf die verschiedenen Aufgaben im Grunde ähnlich.

Die Hannoversche Landeskirche hat, primär zur Werbung angehender Pfarrer*innen, ein Werbevideo erstellt. Schauen Sie hier gern einmal rein. All das sind Aufgaben und Herausforderungen, derer sich Pfarrpersonen täglich annehmen. 

In ihrem Beruf sind Pfarrer*innen gleichermaßen Impulsgeberinnen und Ideenspender als auch Wegbegleiter und Ansprechpartnerinnen für so gut wie alle Belange. Sie treten öffentlich nicht nur sonntags auf der Kanzel, sondern auch darüber hinaus in Politik & Gesellschaft für die Botschaft des Evangeliums ein, sie unterrichten in Schulen, taufen, trauen & beerdigen, hören zu und helfen weiter in Seelsorgegesprächen und leiten ganz nebenher quasi ein kleines Unternehmen, nämlich die Gemeinde. Das sind sehr viele verschiedene Aufgaben, die nicht immer damit zu tun haben, wofür so manche Pfarrperson sich ausgebildet fühlt. Vieles muss man sich häufig erst erschließen. 

Jeder Pfarrer und jede Pfarrerin ist gleichermaßen aber auch ein Mensch wie Sie es sind und wie ich es bin. Das heißt, dass es also genauso gut passieren kann, dass man als Pfarrperson einen schlechten Tag hat. Natürlich sollte das nicht zum Regelfall werden, aber haben Sie jeden Tag völlig unbefreit gute Laune und verdrängen all das, was Sie beruflich und/oder privat bedrückt? 

Es darf selbstverständlich nicht sein, dass Sie in der Gemeinde alle Sorgen und Nöte Ihres Pfarrers zu spüren bekommen. Ich würde sagen, dass es in diesem Moment wohl kein "gute Pfarrer" ist. Aber ich möchte Ihnen gleichermaßen mit auf den Weg geben, dass der Beruf des Pfarrers ein sehr vielfältiger und komplexer Beruf ist. Vielleicht ist es gerade, insbesondere mit großen Bauprojekten, in denen es um sehr hohe Geldsummen geht, für die der Pfarrer die Verantowrtung trägt, eine unruhige Zeit, die es Ihrem Pfarrer aus zeitlichen und kräfte-mäßigen Ressourcen nicht ermöglicht, sind angemessen um die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Senioren zu kümmern. 

Sprechen Sie ihn doch einfach darauf an! Bitten Sie ihn um ein Gespräch und schildern Sie ihm, womit Sie unzufrieden sind. Ich bin sicher, dass er ein offenes Ohr für Sie haben wird. 

Viele Grüße

Pia Heu 

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