Vatikanbotschafterin Schavan: Komme aus dem Land der Reformation

Foto: dpa/Markus Scholz
Vatikanbotschafterin Schavan: Komme aus dem Land der Reformation
Anette Schavan, die ihren Posten als deutsche Botschafterin im Vatikan am 1. Juli antritt, möchte eine Vertreterin aller Religionen und Konfessionen Deutschlands sein.

Als neue deutsche Vatikanbotschafterin will Annette Schavan innerkirchliche Fragen nicht in den Mittelpunkt ihrer Tätigkeit stellen. "Wenn ich das wollte, würde ich mich um die Präsidentschaft beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken bewerben", sagte Schavan der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Sie komme "aus dem Land der Reformation" nach Rom und vertrete die gesamte Nation. Deutschland sei vom Christentum geprägt worden. Mittlerweile aber seien auch andere Religionen wie etwa der Islam "zu bedeutenden Kräften aufgewachsen". Die katholische Unionspolitikerin und ehemalige Bundesministerin tritt den Botschafterposten am 1. Juli an.

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Sie gehe ohne "Misshelligkeiten" nach Rom, sagte Schavan und fügte hinzu: "Ich habe großen Respekt vor denen, die in der Kirche Verantwortung tragen, unabhängig von ihrer persönlichen Positionierung." Den Vatikan bezeichnete sie als "ältesten Global Player". Dort schlummere "Wissen über diese Welt wie nirgendwo sonst". Besonders würdigte sie den Einsatz von Papst Franziskus. Mit dem gemeinsamen Friedensgebet mit Israels Präsident Schimon Peres und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in den Vatikanischen Gärten habe er die friedensstiftende Kraft der katholischen Kirche gezeigt.

Als Bundesforschungsministerin von 2005 bis 2013 hat Schavan die Errichtung islamischer Lehrstühle an den Universitäten durchgesetzt. Im Blick auf Stammzellforschung und Schwangerschaftsabbruch stieß ihre auf Kompromisse bedachte Politik auf Kritik konservativer katholischer Kreise. Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner warf Schavan damals vor, katholische Prinzipien zu verraten. Nachdem Plagiatsvorwürfe im Blick auf ihre Promotionsarbeit auftauchten, trat Schavan als Ministerin zurück. Die Universität Düsseldorf erkannte ihr den Doktortitel ab und stellte "handlungsleitende Täuschungsabsicht" bei der Abfassung fest.