Militärpfarrer: Gegen das Böse hilft manchmal nur Waffengewalt

Militärpfarrer: Gegen das Böse hilft manchmal nur Waffengewalt
Der Gebrauch von militärischer Gewalt kann nach Ansicht des Speyerer evangelischen Militärpfarrers Ulrich Kronenberg in bestimmten Konfliktsituationen gerechtfertigt sein.
22.06.2014
epd
Alexander Lang

Die Vorstellung, dass sich der Mensch der Schlichtung gewaltsamer Konflikte durch einen unbewaffneten Pazifismus entziehen könne, sei eine vor "Selbstgerechtigkeit triefende Hybris", sagte Kronenberg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die menschliche Natur sei nach biblischer Vorstellung böse und müsse nötigenfalls auch mit Waffengewalt im Zaum gehalten werden.

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Der 49-jährige Reserveoffizier widersprach damit der Reformations-Botschafterin Margot Käßmann. Diese hatte in einem Zeitungsinterview die vermehrten Rüstungsexporte Deutschlands kritisiert und die Vorstellung eines "gerechten Kriegs" in Notlagen zurückgewiesen. Auch gegen Hitlerdeutschland sei ein Krieg nicht gerechtfertigt gewesen, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland einige Tage nachdem sich die Landung der Alliierten am "D-Day" in der Normandie zum 70. Mal jährte. Es könne nur einen "gerechten Frieden" geben.

Die "tief anthropologische Frage" nach der Natur des Menschen könne "nicht mit einem seichten Gutmenschentum" beantwortet werden, sagte Kronenberg, der für die pfälzischen Bundeswehrstandorte in Speyer, Germersheim, Bad Bergzabern, Ludwigshafen und Neustadt zuständig ist. Oberflächliche Antworten auf die Frage, ob das Töten erlaubt sei, reichten nicht aus.

"Gouvernantenhafte Weltverbesserungspolitik"

Der Gebrauch von militärischer Gewalt müsse zur Nothilfe und zur Landesverteidigung möglich sein. Ein Krieg sei aber niemals gerecht. Der Mensch werde in jedem Fall sündig: ob er bei einem Völkermord Menschen töte, um andere zu retten oder ob er die Hilfe unterlasse.

Kronenberg kritisierte, dass sich die evangelische Kirche mit einer "gouvernantenhaften Weltverbesserungspolitik" in politisches Handeln einmische. Gemäß der lutherischen Zwei-Reiche-Lehre solle sie sich auf die Verkündigung der biblischen Botschaft konzentrieren. Seit Jahrzehnten folge die Kirche einem realitätsfernen und ideologischen Pazifismus.

Auch heute sei eine Katastrophe wie 1914 möglich, als ein fortschrittsgläubiges Europa in den Ersten Weltkrieg marschierte. "Geschichte wiederholt sich, der Mensch tritt immer wieder in die gleiche Falle hinein", sagte der Militärseelsorger. Kriege und Konflikte könnten nur durch eine erneute Hinwendung zur Bibel vermieden werden.