In Mossul brennen die Kirchen

In Mossul brennen die Kirchen
Im nordirakischen Mossul leben keine Christen mehr: Auf der Flucht vor islamistischen Terroristen haben in den vergangenen Tagen sämtliche verbliebenen Gläubigen die Stadt verlassen. Die Milizen hätten die meisten Kirchen angezündet, berichtete der katholische Erzbischof Emil Shimoun Nona nach Angaben mehrerer deutscher Hilfsorganisationen vom Donnerstag.

Hunderte Menschen sollen getötet worden sein, rund 500.000 Menschen sind geflohen. In der Stadt lebten zuletzt noch etwa 3.000 Christen.

Das Trinkwasser wird knapp


In der Nacht zum Dienstag hatte die sunnitische Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) Mossul überfallen. Im gesamten Nordirak gibt es heftige Kämpfe mit der Armee des Landes. Diese soll inzwischen die Stadt Tikrit zurückerobert haben. Die sunnitische Minderheit im Land fühlt sich von der schiitisch geprägten Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki benachteiligt. Isis gilt als irakischer Arm von al-Kaida. Allein im Irak soll die Gruppe 6.000 Menschen getötet haben. Isis kämpft seit Monaten auch im Nordosten von Syrien. Ziel ist ein islamischer Gottesstaat im arabischen Raum.

###mehr-artikel###

Mossul versinke im Chaos, Armee und Polizei hätten die Stadt der Willkür der Angreifer überlassen, beklagte Nona. Die meisten Christen seien in umliegende Dörfer geflohen, viele auch in den kurdisch kontrollierten Bereich. Die Vorräte an Nahrung und Trinkwasser gingen in den nächsten zwei bis drei Tagen zu Ende, berichtete der Bischof. Nona selbst hält sich nach eigenen Angaben in der Stadt Telkef auf, rund 20 Kilometer von Mossul entfernt. Die Caritas im Ruhrbistum will am Samstag einen Lastwagen mit Grundnahrungsmitteln in die Region schicken.

Klöster sind umstellt

Nach Informationen des Hilfswerks missio gab es allein in Mossul Hunderte Tote. Die Leichen lägen auf den Straßen. Häuser würden geplündert, alle Kirchen seien geschlossen. Die Islamisten seien inzwischen in die christliche Ortschaft Quaraqosh wenige Kilometer östlich der Stadt vorgedrungen und bedrohten die Bewohner. "Klöster sind umstellt, Ordensleute richten per E-Mail verzweifelte Hilferufe an die Außenwelt", erklärte das Hilfswerk. Nach Angaben des Christian Aid Program in Northern Iraq (Capni) hat allein die christliche Kleinstadt Alqosh an der Grenze zum kurdischen Autonomiegebiet 1.500 Flüchtlingsfamilien aufgenommen.

Die christlichen Hilfsorganisationen im Nordirak seien von der Eroberung Mossuls völlig überrascht worden, sagte Cornelia Wolf von der württembergischen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Capni wird von den evangelischen Landeskirchen in Bayern und Württemberg unterstützt. Der Präsident der Organisation, Pater Emmanuel Youkhan, befürchtet nach den Worten von Wolf, "dass Mossul ein zweites Aleppo wird", sollte die irakische Regierung versuchen, die Millionenstadt zurückzuerobern. Aleppo wurde im syrischen Bürgerkrieg weitgehend zerstört.

Mossul hat knapp drei Millionen Einwohner. Die zweitgrößte irakische Stadt wird als Ninive bereits in der Bibel erwähnt. Es gibt in der Region eine Jahrtausende alte christliche Kultur. Vor dem Irakkrieg 2003 lebten nach Angaben von Erzbischof Nona noch 35.000 Gläubige in der Stadt, Anfang dieses Jahres seien es noch 3.000 gewesen. Mit dem Krieg erreichten die USA und mehrere Verbündete den Sturz des Diktators Saddam Hussein. Eine Befriedung des Landes gelang ihnen nicht. 2011 zogen die letzten US-Truppen ab.