Berliner Christen kritisieren geplantes Leichenmuseum

Berliner Christen kritisieren geplantes Leichenmuseum
Mit öffentlich präsentierten Leichenteilen sorgt der umstrittene Plastinator Gunther von Hagens seit Jahren für Aufmerksamkeit. Nun will er mitten in Berlin ein Museum eröffnen. Das Vorhaben stößt auf Widerstand bei Kirchen und Marketingfachleuten.

In Berlin wächst die Kritik an dem Leichenmuseum, das der Plastinator Gunther von Hagens mitten in der Bundeshauptstadt einrichten will. Das geplante Museum zeige einen "würdelosen Umgang mit Toten, gerade an einem der zentralen Plätze Berlins", sagte der evangelische Bischof Markus Dröge am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Totenruhe werde durch die Zurschaustellung verletzt. Leichen würden zu einer Touristenattraktion. "Das ist eine schlechte Visitenkarte für die Stadt", so der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).

Von Hagens will im Herbst am Fuße des Berliner Fernsehturms, dem höchsten Gebäude Deutschlands, ein "Körperwelten"-Museum eröffnen. Auf rund 1.200 Quadratmetern sollen dauerhaft 20 komplette Körper und 200 Körperteile gezeigt werden. Gegen das Vorhaben wendet sich auch der Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Visit Berlin, Burkhard Kieker. "Die Ausstellung ist mir zu reißerisch und sehr kommerziell. Es geht darin auch nicht um Erkenntnisgewinn", sagte er der "Berliner Zeitung". In der Mitte Berlins würden nun Tatsachen geschaffen "über die man eine Minute länger nachdenken sollte".

Tote werden zu "Gegenständen und Ausstellungsstücken"

Widerstand gegen das Projekt regt sich ferner in der evangelischen Marienkirche. "Wir kritisieren, tote Menschen in dieser Weise auszustellen und den Umgang mit dem Thema Tod zu kommerzialisieren", sagte Pfarrerin Cordula Machoni dem epd. Das Gotteshaus befindet sich unweit des vorgesehenen Museumsgeländes. Machoni kündigte an, dass die Marienkirche zur Eröffnung der "Körperwelten"-Schau Aktionen veranstaltet und eine eigene Ausstellung plant, die sich mit dem Thema Tod beschäftigt. 

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Mit den "Körperwelten" zeigt Gunther von Hagens bereits seit 1996 präparierte Körper und Körperteile von toten Menschen in einer weltweiten Wanderausstellung. Im brandenburgischen Guben gründete der Mediziner und Unternehmer 2006 die Firma "Plastinate GmbH", in der seitdem Plastinate hergestellt werden. Seine Berliner Pläne hatte von Hagens im Februar angekündigt. Es wäre das erste Museum dieser Art. Vor zwei Wochen erteilte das Bezirksamt Berlin-Mitte die Genehmigung.

Machoni bat daraufhin Baustadtrat Carsten Spallek (CDU), die Entscheidung zu überdenken. "Die unverfügbare Würde des Menschen besteht über den Tod hinaus. Die Zurschaustellung der Toten zeugt von einem pietätlosen Umgang mit den Toten. Auf diese Weise werden sie zu Gegenständen und Ausstellungsstücken", heißt es in dem offenen Brief. Vergangene Woche hatte auch die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein Bedauern über die Genehmigung der Dauerausstellung geäußert. In der Schau verkomme der Mensch zu Material, kritisierte Trautwein in der Wochenzeitung "Die Kirche".