Frühjahrsputz in der Kirche: weg mit Staub und Spinnweben

Christusfigur mit Spinnennetz
Foto: mauritius images/Westend61
Jesus zum Strahlen bringen: Frühjahrsputz ist auch in der Kirche manchmal nötig.
Frühjahrsputz in der Kirche: weg mit Staub und Spinnweben
Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln die Krokusse wach, lassen die Hormone tanzen und leuchten auch die Staubmäuse im hintersten Eck aus. Schmutzige Fenster passen nicht zum aufgeblühten Seelenleben. Das alte Kram muss raus, das Neue soll Einzug halten. Frühjahrsputz tut nicht nur Haus und Seele gut, auch in vielen Kirchen ist er nötig.

In der sächsischen Gemeinde von Schönbrunn heißt das Motto deshalb "Viele Hände schaffen schnelles Ende". Jedes Jahr ruft Pfarrer Torsten Uhlig seine Gemeindemitglieder zur Grundreinigung des Kirchengebäudes auf. Rund ein Dutzend Putzwillige rücken an. Kosten entstehen dabei kaum, denn "jeder bringt seine eigenen Reinigungsutensilien mit".

Bei Reinigungsarbeiten in solchen Höhen sollte ein Profi ran.
Dann wird gesaugt, Staub gewischt und "wenn Männer dabei sind, steigen die die Leiter hoch und putzen die Fenster", sagt Pfarrer Torsten Uhlig. Diese Grundreinigung im Frühjahr stärke den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde. Was im Laufe des Jahres an Staub rieselt und an Schmutz liegen bleibt, wird schnell und ehrenamtlich weggewischt.

Bei schwer zugänglichen Ecken helfen Utensilien aus der Industrie: Teleskopstangen für Staubwedel oder Deckenbürsten, Staubsauger mit großem Auffangvolumen und Spezialreiniger für Edelmetalle, Metallpolierpaste, Gold-Putztuch und Wachstrennmittel. Diese praktischen Helfer sind beim Kirchenbedarf zu finden.

Auch die St. Johanniskirche in niedersächsischen Verden macht Frühjahrsputz. Dort werden Kirchenvorstand und weitere Freiwillige von der Küsterin Karin Rehder unterstützt. Auf der To-Do-Liste steht neben dem Putzen: Gesangbücher sortieren, prüfen und neue Einlegeblätter zum Gottesdienstablauf hinzufügen.

Wichtig: eine richtige Essenspause

Durchweg positive Erfahrungen mit dem gemeinschaftlichen Frühjahrsputz hat Pfarrer Christoph Poldrack mit seiner Gemeinde Leegebruch im brandenburgischen Landkreis Oberhavel gemacht. Er gibt ganz praktische Tipps, wie eine Putzaktion gelingt. Zunächst sollte der Termin nicht zu kurzfristig angesetzt werden: "Für dieses Frühjahr haben wird den Termin etwa zehn Wochen vorher im Gemeindebrief bekanntgegeben", so Poldrack.

###mehr-links### Wie motiviert man genügend Gemeindemitglieder für die reinigende Aktion? "Als Pfarrer kann man den Gemeindekirchenrat bitten, andere Gemeindemitglieder noch mal anzusprechen", empfiehlt Pfarrer Poldrack. Das habe oft einen höheren Effekt, als wenn 'nur' der Pfarrer anfragt. Außerdem rät er, die Konfirmanden und Konfirmandinnen ganz gezielt anzusprechen und "mit etwas Nachdruck zur Teilnahme zu bewegen." Das lohne sich auf vielfältige Weise: Die Älteren lobten die Mitarbeit der Konfis meist besonders stark und die Konfis erlebten sich als anerkannte Gemeindeglieder. Beim Unkrautjäten und Rasenharken lernten sich Jung und Alt gleich besser kennen. "Und die Konfis lernen en passant, was in einer Gemeinde alles ehrenamtlich geleistet werden muss und geleistet wird. Da kann man auf Langzeitwirkungen hoffen." Außerdem: Für ordentliche Verpflegung sorgen. "Wenn es eine richtige Essenspause mit der entsprechenden Zeit zum Miteinander-Quatschen gibt, ist das schon die halbe Miete", weiß Pfarrer Poldrack.

Bitte nicht zu hoch hinaus

Aber Achtung: Die meisten Unfälle passieren weiterhin im Haushalt (2011: 2,8 Millionen Unfälle mit 7.868 Toten) Die mit Abstand häufigste Todesursache bei Haus- und Freizeitunfällen sind Stürze. Arbeiten in großer Höhe auf wackeligen Leitern oder Gerüsten sollten Kirchengemeinden daher Fachfirmen überlassen.

Auch bei der Reinigung der Orgel sollten Laien keinen falschen Ehrgeiz entwickeln. Wie eine Orgel fachmännisch auseinander gebaut und jede Pfeife einzeln durchgepustet wird, zeigt dieses Video aus der Kirche in Lommatzsch:

Besondere Vorsicht ist auch bei den in der Liturgie verwendeten Textilien geboten. Auf die Pflege solcher Paramente hat sich Henrik Manthey spezialisiert. In seiner Reinigung in Frechen nahe Köln behandelt er jahrhundertealte Schmuckstücke aus Wolle und Seide, meist reich bestickt. "Wenn das in die Waschmaschine kommt, läuft es sofort ein oder verfilzt," warnt der Textilreiniger-Meister Manthey.

Rabak Iordanidis kümmert sich um Steinböden, -wände und -säulen, auch in Kirchen. Darunter der typische Sandstein in der Frauenkirche in Dresden, und Böden und Säulen aus Marmor in etlichen griechischen Kirchen. Vor allem nach einem Wasserschaden, nach Baumaßnahmen wie bei der Dresdner Frauenkirche oder bei denkmalgeschützten Gebäuden sei Fachwissen gefragt. Laien rät Iordanidis: "Ist der Stein leicht verschmutzt, kann jeder mit einem Grundreiniger selbst Hand anlegen. Aber keineswegs mit einer scharfen Säure, die den Stein angreift."

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Ist der letzte Putzeimer ausgekippt, ist die Aktion trotzdem noch nicht ganz beendet. "Nicht vergessen sollte man als Pfarrer einen offiziellen Dank bei der nächsten Abkündigungen im Gottesdienst mit dem Hinweis, was alles geschafft wurde, damit die Gemeinde den Einsatz würdigt", empfiehlt Pfarrer Christoph Poldrack. Auch könne man beim Gemeindefest darauf verweisen, dass das schöne Umfeld dem letzten Frühjahrsputz zu verdanken sei: "Solche Anerkennung führt dazu, dass auch Gemeindemitglieder, die von sich aus nicht so leicht aktiv werden, sich einbeziehen lassen."