Stiftung Preußischer Kulturbesitz will zentrale Forschungseinrichtung

Stiftung Preußischer Kulturbesitz will zentrale Forschungseinrichtung
Kulturforum soll gestärkt werden
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat in der Debatte um NS-Raubkunst eine zentrale Einrichtung zur Erforschung der Herkunft von Kunstobjekten und Archivalien gefordert. Die derzeit tätigen Institutionen wie die Berliner Arbeitsstelle für Provenienzforschung und die Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste in Magdeburg sollten zusammengelegt werden, sagte Stiftungspräsident Hermann Parzinger am Dienstag in Berlin.

Zugleich begrüßte er die Ankündigung von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die Provenienzforschung in Deutschland zu stärken. 

Mit Blick auf den Streit um die Rückgabe des sogenannten Welfenschatzes an eine jüdische Erbengemeinschaft sagte Parzinger, er erwarte demnächst eine Empfehlung der "Beratenden Kommission" unter dem Vorsitz der ehemaligen Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes Jutta Limbach. Die Stiftung sehe anders als bei den meisten der 50 bisher von ihr behandelten Rückgabe-Ersuchen in diesem Fall keine Voraussetzungen für eine Rückgabe.

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Die Limbach-Kommission soll klären, ob der Verkauf des Welfenschatzes im Jahr 1935 an den Preußischen Staat unter Druck erfolgte. Der mittelalterliche Kirchenschatz befindet sich im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und wird heute auf einen Wert von knapp 400 Millionen Euro auf dem Kunstmarkt geschätzt. Erben der ehemaligen Besitzer fordern eine Rückgabe.

Parzinger verwies darauf, dass in den Häusern der Stiftung die systematische Prüfung der Bestände im Hinblick auf NS-Raubkunst weitergehe. So soll noch in diesem Halbjahr im Museum Berggruen für Klassische Moderne mit der Untersuchung des Bestandes begonnen werden. 

Für einige Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin, die zur Stiftung gehören, sei die Überprüfung bereits abgeschlossen, hieß es weiter. Die Staatsbibliothek habe bereits mehr als 1.000 Bände an ihre rechtmäßigen Eigentümer oder deren Rechtsnachfolger zurückgegeben. Bei der Überprüfung des Historischen Druckschriftenbestandes mit drei Millionen Bänden seien bislang rund 5.000 Exemplare als NS-Raubkunst identifiziert worden.

Kulturforum stärken

Die Stiftung kündigte an, nach der Museumsinsel und der Staatsbibliothek Unter den Linden jetzt den zweiten großen Standort der Stiftung, das Kulturforum an der Potsdamer Straße zu stärken. Parzinger erwartet noch vor der Sommerpause eine Entscheidung über einen Neubau für die Sammlung der Neuen Nationalgalerie. Strittig ist vor allem noch der genaue Standort. Eine Voraussetzung dafür sei allerdings auch, dass die Baumittel erhöht würden. In diesem Jahr stehen der Stiftung wie im vergangenen Jahr insgesamt rund 80 Millionen Euro zur Verfügung. Der Mies van der Rohe-Bau soll Ende des Jahres für Sanierungsarbeiten geschlossen werden.

Dann soll auch wieder das derzeit noch geschlossene Kunstgewerbemuseum für das Publikum öffnen. Das derzeit noch in Bau befindliche zentrale Eingangsgebäude der Museumsinsel, die James-Simon-Galerie, soll bis 2017 fertiggestellt werden.

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Wegen Bauarbeiten muss der Publikumsmagnet unter den Häusern der Stiftung, das Pergamonmuseum mit 1,26 Millionen Besuchern im vergangenen Jahr, Ende September sein Herzstück, den Saal des Pergamonaltars, schließen. Die Stiftung plant ab Anfang 2016 in unmittelbarer Nähe eine temporäre Ausstellung zusammen mit dem Panorama-Künstler Yadegar Asisi.

Für dieses Jahr sind Gesamtausgaben von knapp 258 Millionen Euro vorgesehen, die zwischen Bund, Ländern und dem Land Berlin aufgeteilt werden. Bei den Besucherzahlen in den Museen der Stiftung gab es 2013 wegen der vorübergehenden Schließung einzelner Häuser gegenüber 2012 einen leichten Rückgang um rund 150.000 Besucher auf 4,3 Millionen Besucher.