"WillowCreek"-Kongress: Mehr Mut zu Gemeindearbeit vor Ort

"WillowCreek"-Kongress: Mehr Mut zu Gemeindearbeit vor Ort
Die christliche Organisation "WillowCreek" spricht mit einem Leitungskongress gezielt führende Mitarbeiter von Kirchengemeinden an. Das Ziel dabei ist, durch neue Ideen wieder mehr Gläubige zu erreichen.

Mit der Zukunft der Gemeinde vor Ort beschäftigen sich seit Donnerstag rund 8.000 Teilnehmer des Leitungskongresses der christlichen Organisation "WillowCreek" in Leipzig. Unter dem Motto "Zwischenland" sind haupt- und ehrenamtliche Führungskräfte aus Kirchengemeinden bundesweit eingeladen, wie der Vorstand von "WillowCreek" Deutschland, Ulrich Eggers, am Donnerstag in Leipzig sagte. 43 Prozent der Kongressbesucher gehörten evangelischen Landeskirchen an, der überwiegende Rest verteile sich auf unterschiedliche Freikirchen. Zwei Prozent der Gäste gehörten zur katholischen Kirche.

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Bis Samstag sind Referenten aus Deutschland, den USA, Großbritannien und Indien geladen. Im Mittelpunkt steht dabei die Stärkung von praktischer Arbeit und zugleich geistlicher Hilfe in den Gemeinden. Unter den Referenten ist auch der Hauptpastor und "WillowCreek"-Gründer Bill Hybles aus Chicago. Dessen Gemeinde zählt wegen ihrer Größe als "Megachurch" - an den Wochenenden besuchen den Angaben zufolge mehr als 25.000 Menschen den Gottesdienst. Die "WillowCreek" Gemeinschaft entstand 1975 in einem Borort von Chicago in einem Kino, dem "Willow Creek Movie Theatre".

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"WillowCreek" Deutschland versteht sich nach eigenen Angaben jedoch nicht als Organisation, deren Ziel es ist, Gemeinden nach US-Vorbild zu gründen. Vielmehr will die Organisation Expertise vermitteln und Impulse für Erneuerungen geben. Dazu veranstaltet "WillowCreek" regelmäßig Kongresse für leitendes Personal in deutschen Kirchengemeinden.

Gemeinden sollten "etwas riskieren"

Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald, ging bei dem Kongress auf die besondere Situation ostdeutscher Kirchengemeinden ein. Am Beispiel Leipzig lasse sich studieren, "wie eine Kirche, die einmal Kirche des ganzen Volkes war, allmählich von der Mitte an den Rand rückt", sagte Herbst. "Die atheistische Propaganda in den Schulen der DDR gehört zu den letzten Siegen des Sozialismus", fügte er hinzu.

Auch deshalb dürften sich die Gemeinden nicht nur auf das beziehen, was sie einmal waren, sondern müssten "etwas riskieren" und den Mut haben, "von Jesus zu erzählen und nicht immer nur sagen, dass es wichtig ist, von Jesus zu erzählen". Der Theologieprofessor nannte konkrete Beispiele, wie eine Ortsgemeinde gestärkt werden könnte: Etwa durch Gesprächskreise, die auch für Nichtchristen offen stünden.

Dabei müsse immer wieder gefragt werden, ob die kirchliche Arbeit auch wirklich bei den Leuten ankomme, "ob es wirkt, ob es hilft", argumentierte Vorstand Eggers. Zur Not müssten die Mitarbeiter auch den Mut haben und Projekte wieder aufgeben. Gemeindearbeit nach dem Vorbild von "WillowCreek" könne mitunter "verflixt anstrengend" sein, räumte Eggers ein.