EKD-Friedensbeauftragter: Gauck vergisst Konflikt-Ursachen

EKD-Friedensbeauftragter: Gauck vergisst Konflikt-Ursachen
Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms vermisst in der Rede von Bundespräsident Joachim Gauck vor der Münchener Sicherheitskonferenz nach eigenen Worten den Blick auf die Ursachen von Krisen und Konflikten.
02.02.2014
epd
Dieter Sell

"Ohne die Ursachen, die Verursacher und die Nutznießer zu nennen, bleibt die Aufzählung der guten Taten halbherzig", sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Sonntag im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Gauck hatte in München eine aktivere deutsche Außen- und Sicherheitspolitik gefordert.

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So fehle der Blick auf ungerechte Handelsbeziehungen, die arme Länder ausbeuteten und Konflikte in diesen Ländern verursachten und schürten, kritisierte der leitende Bremer Theologe Brahms. Nicht genannt sei überdies die Aufrüstung der Welt mit militärischen Gütern, "an der sich Deutschland in skandalöser Weise als einer der größten Waffenexporteure beteiligt". Dazu komme ein Lebensstil, der das Interesse an Rohstoffen bestimme und die Schöpfung weiter ausbeute.

Brahms begrüßte, dass der Bundespräsident Prävention und internationale Zusammenarbeit betonte. "Ich warne davor, diese Rede als Aufforderung zu mehr militärischem Engagement misszuverstehen." Wer allerdings auf einer internationalen Sicherheitskonferenz mehr militärischen Einsatz im Notfall befürworte, laufe Gefahr, dass am Ende wieder Milliarden und Billionen für die Aufrüstung im Haushalt stünden. Sie würden für Waffen ausgegeben, "statt präventive, entwicklungspolitische Maßnahmen und Instrumente der zivilen und gewaltfreien Konfliktbearbeitung zu fördern."

Der EKD-Beauftragte unterstützte den Aufruf Gaucks zu einer breiten Debatte über die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik. "Dem haben wir uns als Kirchen nie verschlossen, im Gegenteil: Wir haben sie gefördert und uns aktiv daran beteiligt, was auch die jüngste Stellungnahme der EKD zum Afghanistaneinsatz zeigt." Vielleicht sei es in diesem Zusammenhang an der Zeit, jetzt eine Anregung der EKD aus dem Jahr 2007 aufzunehmen: "die Einrichtung einer Enquetekommission, die die Themen auf breiter Basis diskutieren kann."